Spitalsärzte: Wehsely trotz Streikdrohung gelassen

Die Wiener Gesundheitsstadträtin, Sonja Wehsely.
Die Wiener Gesundheitsstadträtin, Sonja Wehsely.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Wiener Gesundheitsstadträtin will „keinen Millimeter“ von der Vereinbarung mit der Ärztekammer abweichen. Der Hauptverband weist hingegen die Kritik der Ärztekammer an dem Pilotprojekt E-Medikation zurück.

Wien. Die Wiener Gesundheitsstadträtin, Sonja Wehsely (SPÖ), signalisiert trotz Streikdrohung der Gemeindespitalsärzte Gelassenheit. Verschiebungen von Nachtdiensten in den Tag seien Teil des vor mehr als einem Jahr vereinbarten Pakets zwischen Stadt, Krankenanstaltenverbund (KAV) und Ärztekammer. „Und von diesem wird keinen Millimeter abgewichen“, schloss die Ressortchefin etwaige Nachverhandlungen aus.
Wehsely vermutet den Grund für die „Krawallmache“ der Ärztekammer im Wahlkampf der Standesvertretung, die im kommenden Jahr ansteht, und übte scharfe Kritik an dieser Vorgangsweise. „Die Patientinnen und Patienten in Geiselhaft zu nehmen ist eine übliche Vorgangsweise von Funktionärinnen und Funktionären der Ärztekammer, ist aber deshalb nicht ethisch vertretbarer“, sagte sie am Dienstag im Ö1-Morgenjournal.

Wehsely bekräftigte, dass den Änderungen bei den Arbeitszeitregelungen nicht zuletzt eine „deutliche Erhöhung“ der Ärztegehälter sowie andere Begleitmaßnahmen wie die Übernahme vormaliger ärztlicher Tätigkeiten durch Pflegekräfte gegenüberstünden. Dieses Paket werde nun Schritt für Schritt umgesetzt. Insofern sehe sie „gar keinen Grund für die Aufregung“.
Anstoß für das neuerliche Aufflammen des Konflikts Stadt gegen Ärzteschaft ist das am Montag veröffentlichte Ergebnis einer Kammerumfrage unter den KAV-Medizinern.

Knapp zwei Drittel der Ärzte haben teilgenommen. Von diesen zeigten sich fast 93 Prozent für einen Streik bereit, sollte es zu keiner „zufriedenstellenden Lösung“ bei der Umsetzung der Ärztearbeitszeitregelung kommen. Die Standesvertretung hat angekündigt, am heutigen Mittwoch über konkrete Maßnahmen beziehungsweise das weitere Vorgehen beraten zu wollen.

Während Wehsely die Streikdrohung der Ärzte kritisiert, nimmt der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger Stellung zur Kritik der Ärztekammer am Pilotprojekt der E-Medikation.

E-Medikation funktioniere gut

Wie „Die Presse“ berichtete, kritisiert die Ärztekammer Zeitverzögerungen bei der Datenverarbeitung, mangelnde Funktionalität der E-Medikation sowie die Tatsache, dass erst zwölf Ärzte bei dem Pilotprojekt mitmachen.
„Die einzig berechtigte Kritik ist jene an der Zahl der teilnehmenden Ärzte“, sagt Volker Schörghofer, Generaldirektor-Stellvertreter des Hauptverbandes, zur „Presse“. Man habe aber bereits weit mehr Anmeldungen für das Pilotprojekt. Dass alle angemeldeten Ärzte bis jetzt noch nicht teilgenommen haben, liege daran, dass die Software noch nicht überall so weit sei. Rund 30 Ärzte werden aber noch im August am Probebetrieb teilnehmen. Das Feedback der teilnehmenden Ärzte sei durchaus positiv. Es gebe keinen Mehraufwand, vielmehr könne man sehr gut damit arbeiten, so Schörghofer. Er kann sich vorstellen, dass der Probebetrieb noch um den „einen oder anderen Monat“ verlängert werde.

Man arbeite laufend an Verbesserungen der E-Medikation. Im Oktober oder November soll die Evaluierung des Probebetriebs stattfinden. Im kommenden Jahr soll dann der Rollup starten, sprich die E-Medikation flächendeckend bis Ende 2017 eingeführt werden.

Die E-Medikation ist eine Funktion der elektronischen Gesundheitsakte Elga. Dabei werden von Ärzten verordnete und von Apotheken ausgegebene Medikamente eines Patienten in die jeweilige E-Medikationsliste eingetragen. Damit sollen Wechselwirkungen und Mehrfachverordnungen vermieden werden. (APA/ks)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2016)

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