Döbling: Der „größte Gratisparkplatz Wiens“

Seit Montag gilt in Währing das Parkpickerl – das lockt auch Pickerlflüchtlinge ins benachbarte Döbling.
Seit Montag gilt in Währing das Parkpickerl – das lockt auch Pickerlflüchtlinge ins benachbarte Döbling.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In Döbling wird die Befragung über ein Parkpickerl vorgezogen – alle Zeichen stehen auf Parkraumbewirtschaftung. Seit in Währing das Pickerl gilt, erstickt Döbling im Verkehr.

Wien. In Döbling kreisen am Nachmittag die Autos, Fahrer recken ihre Köpfe in die Höhe, um nach freien Parkplätzen Ausschau zu halten. „Tagsüber geht es noch, aber abends ist es nicht auszuhalten“, sagt ein Anrainer in der zugeparkten Friedlgasse. Er geht davon aus, dass bald auch hier das Parkpickerl kommt – was er auch befürworten würde, schließlich ist der Verkehr seit Montag noch mehr geworden.

Denn seit 5. September braucht man im benachbarten Währing ein Parkpickerl, seither sind dort Parkplätze frei, und in Döbling klagt man über noch weniger als zuvor. Auch, wenn sich die Anrainer über Gegenmaßnahmen uneins sind. „Bei uns gab es sowieso nie Parkplätze“, sagt etwa eine Optikerin in der Sieveringer Straße. Das liege auch am benachbarten Hotel – für das Pickerl sei sie nicht. „Rein aus Sicht der Geschäftsfrau kann ich nicht dafür sein“, sagt sie – und fürchtet, dass eine Pickerlpflicht Kunden abschrecken würde, die nun vielleicht ums Eck parken könnten.

Politisch wächst der Druck

Politisch wächst nun jedenfalls der Druck zu handeln. Der stellvertretende Bezirksvorsteher in Döbling, Anton Mandl (SPÖ), berichtet von „stetigen Beschwerden“ über die Parkplatzsituation. „Döbling ist zum größten Gratisparkplatz Wiens geworden“, kritisiert er den Kurs der ÖVP, schließlich hätte man seiner Ansicht nach zeitgleich mit Währing das Pickerl einführen sollen. Eine rasche Lösung unter Einbeziehung der Bürger fordern auch die Neos – also eine vorgezogene Umfrage. Die Döblinger FPÖ ist ebenso für eine Befragung, aber gegen ein Vorziehen: Zuvor solle man die dauerhaften Auswirkungen der neuen Situation abwarten.

Spricht man mit Bezirksvorsteher Adi Tiller (ÖVP), klingt es nun, als sei eine Parkraumbewirtschaftung im 19. Bezirk ohnehin nur noch eine Frage der Zeit. Als erster Schritt soll die für Jänner oder Februar 2017 geplante Bürgerbefragung auf Oktober vorgezogen werden. Tiller will das bei der nächsten Sitzung der Verkehrskommission am 14. September vorschlagen und erwartet, dass das auch angenommen wird.

Schließlich ist das Parkpickerl dort schon lang Thema: Tiller hatte Ende 2015 zunächst die Einführung angekündigt. Im Februar 2016 kam die Absage, nachdem sich in der Verkehrskommission ÖVP, FPÖ und Neos dagegen ausgesprochen hatten. Die Parkraumbewirtschaftung in Währing hat die Situation nun verändert. „In den dichter bewohnten Gebieten, in Heiligenstadt, um die Billrothstraße oder in Nussdorf gab es schon Probleme und eine gewisse Zustimmung. Im Cottage-Gebiet gab es bisher kein Problem, das kommt aber jetzt“, sagt Tiller. Er nimmt an, dass sich nun auch die Cottage-Bewohner eher für ein Pickerl aussprechen würden.

Frühestens im Frühjahr 2017

Die Befragung soll jedenfalls im gesamten Bezirk durchgeführt werden. Auch von einer teilweisen Parkraumbewirtschaftung hält er wenig – schon in Ottakring oder in Hernals habe sich gezeigt, dass ein Parkpickerl allein in dichter bewohnten Gebieten das Problem nur verlagern würde – schlussendlich wurde dort die Pickerlzone flächendeckend eingeführt.

Für manche Bereiche, Tiller nennt beispielsweise das Weingut Cobenzl, das Krapfenwaldlbad oder den Parkplatz Kahlenberg, müsse man sich wohl Sonderlösungen einfallen lassen – damit zum einen „niemand alle drei Stunden in der Badehose umparken muss“ und damit diese Parkplätze aber auch den Besuchern zur Verfügung stehen und nicht von Pendlern verstellt werden.

Für solche Sonderlösungen wäre ohnehin noch etwas Zeit: Tiller geht davon aus, dass das Ergebnis der Abstimmung Anfang November vorliegen wird. So sich die Döblinger eine Parkraumbewirtschaftung wünschen, würde diese wohl im Frühjahr oder -sommer 2017 eingeführt – rund ein halbes Jahr brauche das Magistrat dann, um mit Schildern, Markierungen usw. alles dafür vorzubereiten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2016)

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