Freigänger fährt Polizist nieder und verletzt ihn schwer

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Ein 29-jähriger Häftling im gelockerten Vollzug fuhr in Wien-Floridsdorf mit einem Motorrad auf der Flucht vor der Polizei einen Beamten nieder. Der 52-Jährige ist lebensgefährlich verletzt, ermittelt wird wegen versuchten Mordes.

Ein 29-jähriger Häftling hat auf der Flucht vor der Exekutive am späten Donnerstagnachmittag einen 52-jährigen Polizisten in Wien-Floridsdorf mit einem Motorrad lebensgefährlich verletzt. Zunächst hatte es geheißen, bei dem Täter handle es sich um einen 16-Jährigen, weil er mit dem Ausweis seines jüngeren Bruders unterwegs war.

Begonnen hatte die Amtshandlung kurz nach 17.30 Uhr in der Jedleseer Straße. Der Motorradfahrer war mit der Maschine des Typs Yamaha RN12, etwa 175 PS bei 172 Kilogramm Gewicht stark, zunächst der Besatzung eines  Streifenwagens aufgefallen. Die Polizisten versuchten, ihn anzuhalten, aber der junge Mann brauste davon. Die Beamten nahmen die Verfolgung auf und forderten über Funk Verstärkung an. Die Jagd ging über die Prager Straße bis nach Strebersdorf, wo der 52-jährige Polizist in der Nähe der Lehranstalt der Schulbrüder zur Schulwegsicherung eingeteilt war.

Über Funk hörte der Beamte von der Fahndung nach dem Lenker. Er versuchte, den Biker in der Rußbergstraße an der Ecke Strebersdorfer Straße anzuhalten, und stellte sich dazu auf die Fahrbahn. Der 29-Jährige stieß ihn nieder, kam dabei aber auch selbst zu Sturz. Mit schweren Kopfverletzungen wurde der Polizist vom Rettungshubschrauber Christophorus 9 abtransportiert.

In der Nacht stellte sich heraus, dass es sich bei dem Motorradfahrer um einen 29-jährigen Häftling der Justizanstalt Hirtenberg im gelockerten Vollzug handelte. "Wir wurden während der Nachtstunden von der Justizanstalt Josefstadt informiert, dass ein Insasse von uns bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde", sagte Brigadier Alfred Steinacher, Leiter der Justizanstalt . Demnach sitzt der 29-Jährige seit 2012 ein. "Er ist 1987 geboren, sieht aber sehr jugendlich aus."

Sechs Jahre Haft

Insgesamt hatte der Motorradlenker rund sechs Jahre Haft zu verbüßen. Es geht um Verurteilungen wegen Betrugs, Diebstahls sowie nach dem Suchtmittelgesetz wegen Drogenkonsums. Gewalttaten befanden sich nicht darunter. "Er gilt nicht als Risikotäter", sagte Steinacher. Weil er sich relativ gut geführt habe, wurde der Strafvollzug für den 29-Jährigen, der im Gefängnis eine Tischlerlehre absolviert hatte, gelockert.

Auch am Donnerstag hatte der 29-Jährige Ausgang. "Von 22.9., 10.00 Uhr bis zum 23.9., 10.00 Uhr, da sollte er wieder bei uns sein", präzisierte Steinacher. Der Brigadier betonte auch, dass der 29-Jährige aufgrund seiner aktenkundigen Drogengeschichte bei den Ausgängen immer via Harntests kontrolliert wurde. Suchtgiftspuren hatten sich dabei nicht gefunden.

Die Unfallstelle
Die UnfallstelleAPA/HERBERT P. OCZERET

Pappendeckel als Kennzeichen

Laut Polizeisprecher Roman Hahslinger hatte der Häftling keinen A-Schein, der zum Lenken von Motorrädern berechtigt hätte. Die Maschine war für den Verkehr offiziell nicht zugelassen. Sie wies nur beschriftete Pappendeckel als Kennzeichen auf. Die Maschine gehörte einem Verwandten des 29-Jährigen. "Es gibt keinen Verdacht auf einen Diebstahl", sagte Hahslinger.

Unklar war am Freitag, warum der Häftling zu flüchten versuchte, als er in der Jedleseer Straße von einer Polizeistreife angehalten wurde. Eine denkbare Möglichkeit wäre, dass der Biker Drogen bei sich hatte. Ermittelt wird gegen ihn wegen versuchten Mordes.

Der 52-jährige Polizist befand sich nach einer Notoperation am Freitag weiter in Lebensgefahr, war aber in stabilem Zustand, teilte die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) mit. Demnach hatte er schwere Verletzungen am Kopf, im Brustbereich sowie an den Extremitäten erlitten. Dem Häftling ging es nach Angaben des Krankenanstaltenverbundes (KAV) am Tag nach dem Unfall schon besser. Er sollte noch am Freitag das Krankenhaus verlassen können.

(APA/Red.)

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