Juden gerettet: Späte Ehrung für couragierte Helfer

Symbolbild: Blick auf Wien
Symbolbild: Blick auf WienAPA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

Das Netzwerk an Erinnerungen in Wien soll wachsen. Ähnlich den Stolpersteinen sollen die Gerechten unter den Völkern geehrt werden.

Wien. Die „Steine der Erinnerung“ in Wien kennt man lang schon – die in den Boden eingelassenen Erinnerungen vor den Häusern jüdischer Bürger, die im Zweiten Weltkrieg deportiert wurden. Nun soll das Netzwerk an Erinnerungen in der Stadt wachsen, denn auch an den Häusern besonders couragierter Wiener sollen Erinnerungstafeln angebracht werden. Eine solche wurde jüngst am Haus der Familie Ölsinger in der Leyserstraße im 14. Bezirk enthüllt.

Vor 73 Jahren, am 3. September 1943, ist dort das Ehepaar Cornelia und Samuel Storfer als sogenanntes U-Boot in der Wohnung von Hildegard Ölsinger, die dort mit zwei Kindern lebte, vor ihrer sicheren Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt untergetaucht. Die Familien Ölsinger und Storfer standen vor dem Krieg in keinerlei Beziehung zueinander. Der engagierte Pfarrer und als solcher weitgehend unbekannte Widerstandskämpfer Maximilian Hoffmann hatte den Kontakt auf seiner Suche nach Pfarrmitgliedern, die bereit wären, Juden versteckt bei sich aufzunehmen, vermittelt. Das Ehepaar Storfer lebte bis zu Kriegsende im April 1945 in der Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung von Frau Ölsinger und deren Kindern. Sie überlebten so den Krieg. Der Sohn von Samuel Storfer aus erster Ehe hat in den 1970er-Jahren die Umstände der Rettung seines Vaters und seiner Frau Nelli bei Yad Vashem, Jerusalem, angegeben. Hilde Ölsinger wurde in die Liste der 103 österreichischen Gerechten unter den Völkern aufgenommen.

Familie Ölsinger ist nun die erste Familie, die an ihrem früheren Haus mit einer Gedenktafel gewürdigt wurde. Ein umfassendes Forschungsprojekt soll auch die genaueren Umstände der Rettung des Ehepaares Storfer untersuchen – ebenso wie die Vorgeschichte der Familie Ölsinger und das weitere Umfeld der Familie Storfer.

In Zukunft ist angedacht, diesen einzelnen, ausführlich behandelten Fall als Pilotprojekt heranzuziehen, um alle Fälle von österreichischen Gerechten unter den Völkern mit Gedenktafeln öffentlich sichtbar werden zu lassen, so die Initiatorin des Projekts, Eva Hembach. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.