Von Berlin nach Wien: Lebensgefühl Fahrrad

18 03 2016 Berlin Deutschland GER Berliner Fahrradschau in den Messehallen Station Luckenwal
18 03 2016 Berlin Deutschland GER Berliner Fahrradschau in den Messehallen Station Luckenwal(c) imago/Stefan Zeitz (imago stock&people)
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Heute startet die Fahrradschau. Wien ist der erste Expansionsort des deutschen Originals.

Wien. Radfahren war stets mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Was sich aber in den vergangenen Jahren auch hierzulande rund um das Fahrrad entwickelt hat, hat weniger mit Verkehr als vielmehr mit Lifestyle zu tun. Die Bandbreite reicht von Vintage-Rennrädern über minimalistische Fixie-Bikes bis zum Cargo-Bike, dem Lastenfahrrad. Jetzt wird der Hype um den Drahtesel, wie das Fahrrad früher genannt wurde, um eine Facette reicher. Heute, Freitag, startet in der Marx-Halle Wiens erste Fahrradschau.

Dabei handelt es sich um keine neue Wiener Messe, sondern um die erste Expansion der erfolgreichen Berliner Fahrradschau. Bis Sonntag werden auf 20.000 Quadratmetern mehr als 220 vor allem internationale Aussteller – vom E-Bike bis zur Velo-Couture – Neuigkeiten präsentieren. Dazu gibt es 114 Veranstaltungen zum Thema.

„Unser Credo lautet ,cycling unites‘. Es geht uns bei der Messe darum, Fahrradfahren mit Kultur und Subkulturen zu verbinden. Wir wollen eine Brücke bauen zu anderen Kulturfeldern wie Mode, Kunst oder Musik“, sagt Fares Gabriel Hadid, CEO der Berliner Fahrradschau, der gemeinsam mit Martin Friedl die Wiener Fahrradschau organisiert. Friedl ist in Sachen Fahrrad kein Unerfahrener, er veranstaltet das Argus-Bike-Festival. Seit eineinhalb Jahren arbeite man an der Wiener Fahrradschau.

Preisschilder als No-Go

Dass man Wien als erste Expansionsstätte auserkoren hat, kommt laut Hadid nicht von ungefähr. Natürlich sei die Fahrradszene – oder vielmehr deren viele kleine Subkulturen – im Vergleich zu Berlin recht klein, aber es wird. 2010 fand erstmals die Berliner Fahrradschau statt. „Die erste urbane Fahrradkultur-Veranstaltung“, wie Hadid sagt, der 2014 dazugestoßen ist und die Veranstaltung vergrößert hat. Die Berliner Fahrradschau hat sich eigentlich von der Fahrradmesse Velo Berlin abgespalten. „Die Veranstalter haben sich da nicht mehr vertreten gefühlt. Einfach die neusten Modelle inklusive Preisschildern auszustellen war ihnen zu wenig“, sagt Friedl. Preisschilder sind bei der Wiener Fahrradschau ein No-Go – es geht um Lebensgefühl, nicht ums Geschäft. Seit acht bis zehn Jahren habe sich der Fahrradhype in Berlin entwickelt, meint Hadid. Wien hinke etwa drei Jahre hinterher. So sind customized oder gar maßgeschneiderte Fahrräder sowie Bike-Leasing Themen, die in der deutschen Hauptstadt gang und gäbe sind, bei uns aber erst langsam starten.

Urbanes Kultobjekt

Friedl hat beobachtet, dass sich in den vergangenen drei Jahren auch in Wien das Fahrrad ganz besonders als Lifestyle-Instrument durchgesetzt hat. Wobei er im Gespräch mit der „Presse“ auch gern ausholt: „Ich beschäftige mich seit 25 Jahren mit dem Thema. Fahrräder haben mehrmals Rückenwind bekommen. Vor circa zehn Jahren war der Klimaschutz ein Thema, das hat dann ein bisschen nachgelassen. Die Wirtschaftskrise 2008 war so etwas wie ein Motor für das Fahrrad. Damals sind auch die E-Bikes aufgekommen. Die Leute kaufen sich weniger ein Auto als ein E-Bike. Das Fahrrad hat immer gute Rahmenbedingungen.“ Gleichzeitig habe sich vor allem im urbanen Raum das Fahrrad als Kultobjekt etabliert – mit ihm eine Reihe an Subkulturen, wie Frauen, die Rennrad fahren, der Tweed Ride mit Dresscode (Jeansverbot, stattdessen Kleider und Anzüge) oder Bike-Polo.

SERVICE

Die Wiener Fahrradschau findet von 21. bis 23. Oktober in der Marx-Halle statt. Ein-Tages-Tickets kosten 15 Euro. Es gibt einen Event- und einen Messebereich. In Ersterem kann man sich bei einem Pumptrack Contest versuchen – bei dieser speziellen Rennbahn muss man nicht treten, die Geschwindigkeit entsteht durch kleine Hügel. Heute abend findet ein Night-Bike-Polo-Turnier statt. Samstagabend wird bis fünf Uhr Früh die Lange Nacht des Fahrrads gefeiert. www.wienerfahrradschau.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2016)

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