In der Lobau wird für Tunnel gebohrt

Lobau
Lobau(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Ein positiver Bescheid für das umstrittene Projekt im Nationalpark liegt noch nicht vor. Dennoch beginnt die Asfinag mit vorbereitenden Arbeiten. Umweltorganisationen kritisieren das.

Wien. Im Nationalpark Lobau werden an 45 Stellen auf Flächen von zehn mal zehn Metern Geräte aufgebaut, die bis zu 60 Meter tiefe Löcher bohren. Die Genehmigungen für die Arbeiten liegen vor und werden in den nächsten Tagen rechtskräftig. Die Bohrungen sollen im November starten – doch es ist nicht der umstrittene Tunnel selbst, der hier gegraben wird. Für den gibt es nach wie vor keine Genehmigung – und kein Geld.

In der nächsten Etappe sollen zunächst einmal Probebohrungen durchgeführt werden, um den Untergrund genau definieren zu können „Wir bauen neben den zwei Tunnelschläuchen auch Rettungs- und Verbindungsschächte. Das ist technisch sehr aufwendig und gefährlich für die Arbeiter – darum brauchen wir genaue Untersuchungen“, sagt Asfinag-Chef Alexander Walcher zur „Presse“.

Kritik der Umweltorganisation

Das Vorgehen sei mit dem für Umwelt zuständigen Ressort von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) abgestimmt – man habe versucht, so schonend wie möglich mit dem Nationalpark umzugehen, heißt es von der Asfinag. Die Umweltorganisation Virus, die seit Jahren gegen den Tunnel kämpft und im Jänner 2015 Berufung gegen den positiven Bescheid der Umweltverträglichkeitsprüfung eingelegt hat, bezweifelt das. Solange es keine Genehmigung für den Lobautunnel gebe, seien derartige Bohrungen widersinnig und rechtswidrig. Bereits 2006 hatte es Probebohrungen gegeben – Umweltorganisationen hatten damals sogar die Lobau besetzt, um sie zu verhindern. Letztlich erfolglos. Einen derartigen Eingriff in das Naturschutzgebiet zehn Jahre später zu wiederholen sei unzumutbar, kritisiert Virus.

Geplanter Baustart 2017

Forstamtsdirektor Andreas Januskovecz von der MA 49 sieht keine Gefahr für den Nationalpark. „Wir haben in einem langwierigen Prozess genau ausgelotet, wo man bohren kann, damit etwa keine Rodungen notwendig werden und man mit einzelnen Baumentnahmen auskommt“, sagt er zur „Presse“. Aus seiner Sicht sei der Tunnel darüber hinaus die beste Lösung für den Nationalpark – vor allem aus Umweltschützer-Sicht. „Der acht Kilometer lange Tunnel würde in 60 Meter Tiefe verlaufen – es gäbe keine Abluftschächte im Nationalpark.“ Alle anderen Varianten würden eine Trasse oder Straße im Naturschutzgebiet bedeuten, was noch schlechter wäre.

(c) Die Presse

Zuletzt hatten die Grünen allerdings noch einen Vorschlag für eine Donauquerung eingebracht, die den Nationalpark nicht berühren würde. Im Ressort von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou prüft eine Expertenkommission diese und weitere Varianten – in den nächsten Monaten rund um den Jahreswechsel wird ein Ergebnis erwartet. Die Asfinag interessiert das wenig: „Wir haben in den vergangenen 20 Jahren etliche Varianten geprüft, der Tunnel ist die beste. Wir werden ihn bauen“, sagt Asfinag-Chef Walcher. Geplanter Baustart ist 2017. Ein Abschluss des Verfahrens zum beeinspruchten UVP-Bescheid wird noch 2016 erwartet.

Die Unterstützung hat die Asfinag von der Wiener SPÖ, die den Tunnel unbedingt will, um die Donaustadt verkehrsmäßig zu entlasten. „Der Tunnel ist die einzige Lösung“, heißt es auch aus dem Ressort von Ulli Sima. „Die Stadt steht dazu.“ Die Frage der Finanzierung ist allerdings noch immer offen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2016)

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