Mehr Platz für Urnen unter Bäumen

Natur statt alter Grabsteine: Auf dem Zentralfriedhof wurde am Montag der bereits zweite Waldfriedhof eröffnet.
Natur statt alter Grabsteine: Auf dem Zentralfriedhof wurde am Montag der bereits zweite Waldfriedhof eröffnet.(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Auf dem Wiener Zentralfriedhof wurde der mittlerweile zweite Waldfriedhof eröffnet. Hier wird die Asche der Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen unter Bäumen beerdigt.

Wien. Die Wiener gelten beim Thema Bestattung als konservativ. Doch dieses Bild, das sich so hartnäckig hält, hat längst Risse bekommen. Denn alternative Bestattungsformen haben in den vergangenen Jahren einen Zulauf erlebt. Noch nicht im ganz großen Rahmen, aber immerhin so sehr, dass auf dem Wiener Zentralfriedhof nun schon der zweite Waldfriedhof eröffnet wurde, der eine naturnahe Bestattung ermöglichen soll. Die Idee dahinter: 100 sogenannte Bestattungsbäume bieten Platz für insgesamt 1400 Urnen. Um jeden dieser Bäume werden zwölf Urnengräber, in denen jeweils zwei Urnen beerdigt werden können, kreisförmig angeordnet.

„Der Trend geht in Richtung Feuerbestattung“, sagt Markus Pinter, Geschäftsführer der Bestattung und Friedhöfe GmbH. Der Waldfriedhof sei ein Angebot, um die Angehörigen von der Grabpflege zu entlasten, da die Pflege der Grabstätte von der Natur übernommen werde. Manfred Blöch, Geschäftsführer der Friedhöfe Wien, weist auf die Attraktivität der Gedenkstätte hin. Der Waldfriedhof sei ein Ort der Stille und der Naturnähe. Die Beisetzung der Asche der Verstorbenen findet in biologisch abbaubaren Urnen statt. Dadurch werde der Kreislauf des Lebens verdeutlicht, so Blöch.

Grabsteine oder Kreuze direkt bei den Urnengräbern gibt es auf dem Waldfriedhof nicht. Stattdessen wurden für den Eingang zum Waldfriedhof hohe, historische Grabsteine ausgewählt, auf deren Rückseite individuell gestaltete Gedenktafeln angebracht werden können. Zusätzlich kann der Name des Verstorbenen mit Geburts- und Sterbejahr auf einen Stein graviert werden. Aus den einzelnen Steinziegeln soll nach und nach eine Gedenkwand entstehen, die zum Tor in den Friedhofswald führt.

Grabrecht für zehn Jahre

Da das zwölfte Grab immer in Richtung Norden gerichtet sei, sei eine klare Zuordnung der Grabstätten gewährleistet, sagt Blöch. Das Grabrecht wird für zehn Jahre erworben, kann anschließend aber auch noch verlängert werden.

„Es gibt einen kulturellen Wandel in der Gesellschaft – jüngere Menschen wollen mit dem Friedhofsleben weniger zu tun haben“, so Blöch. Da alternative Bestattungsformen immer beliebter würden, überlege man, diese bald auch auf anderen Wiener Friedhöfen anzubieten.

Der erste Waldfriedhof, der 2009 eröffnet wurde, sei mit 900 Gräbern bereits fast an der Kapazitätsgrenze angelangt. Der zweite Waldfriedhof kann neben den nun vorhandenen 1400 Urnenplätzen noch um 1500 Grabstätten erweitert werden. Rund ein Drittel der Bestattungen in Wien sind laut Blöch Urnenbestattungen. Damit stehen jährlich etwa 5000 Urnenbestattungen rund 10.000 Sargbestattungen auf den Friedhöfen in Wien gegenüber.

Historische Neuigkeiten gibt es indes am St. Marxer Friedhof: Dort wurde rechtzeitig zum 255. Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart die Restaurierung und Neupräsentation des Mozart-Grabs fertiggestellt, wie Wiens Kulturstadtrat, Andreas Mailath-Pokorny, in einer Aussendung bekannt gegeben hat. So wurde das Grab eingefasst, Rollrasen verlegt, die Wegeführung durch Stahlkanten befestigt. Eine Info-Tafel erläutert überdies Geschichte und Erscheinungsbild von Mozarts letzter Ruhestätte. Bereits anlässlich des Mozart-Jahres 2006 wurden die abgebrochene Säule sowie der Engel mit der gesenkten Fackel restauriert, die das Erscheinungsbild des Grabs maßgeblich prägen. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2016)

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