Eröffnung des Beatrixbads fällt wieder ins Wasser

(c) Sans Souci Group
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Seit drei Jahren wartet Wiens ältestes öffentliches Bad auf seine Rückkehr als Spa. Nun ist der Betreiber abgesprungen.

Wien.Bis in Wien ein Bad nach der Sanierung wieder in Betrieb genommen wird, kann es erfahrungsgemäß dauern. Im Fall des Stadthallenbads waren es knapp drei Jahre, die Neueröffnung von Wiens ältestem öffentlichem Bad, dem Beatrixbad in Wien Landstraße, verzögert sich nun schon genauso lang.

2010 erwarb die Sans-Souci-Gruppe das Gebäude in der Linken Bahngasse 9. Das Beatrix-Spa sollte einen 1500 Quadratmeter großen Wellnessbereich umfassen, der sich auf drei Etagen erstreckt: mit Sauna, Dampfbad, Solarium, Fitness, Ruhe- und Behandlungsräumen. Ein Stockwerk sollte den zwanzig Meter langen Pool mit historischem Grundwasserbrunnen enthalten. Geplant war, dass Klubmitglieder das neue Spa ab 2013 nutzen können.

Neue Betreiber gesucht

Zuerst sollen Behördenwege und Umplanungen den Start verzögert haben, eine Eröffnung wurde eigentlich für im Frühjahr und zuletzt für diesen Herbst versprochen. Nun ist Herbst, das Bad ist noch immer zu – und wird es zumindest dieses Jahr auch noch bleiben. Die Homepage des Projekts wurde offline genommen. Der Grund für die abermalige Verzögerung: Der Betreiber Flowsports hat einen Rückzieher gemacht. Die finanziellen Aufwendungen seien dann für das Unternehmen schlussendlich doch nicht zu stemmen gewesen, heißt es seitens der Sans-Souci-Gruppe. „Aktuell verhandeln wir mit zwei weiteren möglichen Betreibern und hoffen, dass die Gespräche bald abgeschlossen sind“, sagt Norbert Winkelmayer, Projektleiter und CEO der Sans-Souci-Gruppe. Der neue geplante Eröffnungstermin ist für nächsten Frühling angesetzt. Das Bad sei aber fast fertigrenoviert. Es fehlen nur noch Details, mit denen man warten wolle, um sich nach den Wünschen der neuen Betreiber richten zu können.

Über dem Bad wurden insgesamt 74 Wohnungen vom kleinen Studio bis zum großen Luxusappartement errichtet. Bis auf zwei Wohnungen seien die Immobilien bereits verkauft, sagt Winkelmayer. Das kleinste Studio mit 35 Quadratmetern kostete 140.000 Euro, eine Penthouse-Wohnung mit 220 Quadratmetern 2,5 Millionen Euro. Für die Sanierung des Hauses wurden rund 35 Millionen Euro investiert.

Revolutionäres Dampfbad

Badeanstalten gab es in Wien in großer Zahl schon seit dem Mittelalter. Das erste öffentliche Bad war aber eben jenes in der Linken Bahngasse. Es wurde 1888 eröffnet und unter anderem vom jüdischen Schwimmverein Hakoah intensiv genutzt.

Der Dampfbetrieb war damals revolutionär. Neben Entspannung diente der Dampf auch der Zuckerlfabrik Heller, die hier ihre erste Bonbonmanufaktur errichtete. Zuckerln wurden damals normalerweise über offenem Feuer gekocht, was Geschmack und Konsistenz aber negativ beeinflusste. Heller nutzte den Dampf des Bads, um die Bonbons schonend zuzubereiten. Dieses neue Verfahren war derart erfolgreich, dass das Unternehmen bald an einen größeren Standort in Favoriten umzog.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude so schwer von einer Bombe getroffen, dass der Betrieb eingestellt werden musste.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.11.2016)

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