Studentin vergewaltigt: „Wir waren betrunken“

Einer der Angeklagten am Dienstag vor Gericht
Einer der Angeklagten am Dienstag vor GerichtAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die drei Angeklagten, drei afghanische Asylwerber, bekannten sich beim Prozessauftakt schuldig, zeigten aber keine Reue. Die Verhandlung wurde auf 31. Jänner vertagt, weil ein Ergänzungsgutachten nicht rechtzeitig eintraf.

Wien. Im Prozess um die Vergewaltigung einer Austauschstudentin am Wiener Praterstern haben sich die drei Angeklagten am Dienstag formell schuldig bekannt. Reue ließen die afghanischen Asylwerber im Alter von 16, 17 und 18 Jahren im Wiener Landesgericht keine erkennen. Die Verhandlung wurde überraschend vertagt.

Die psychiatrische Sachverständige, die die 21-Jährige im Auftrag der Justiz untersucht und eine posttraumatische Belastungsstörung festgestellt hat, hat auf das gerichtliche Ersuchen um ein Ergänzungsgutachten bis zum heutigen Tag nicht reagiert. Die Verhandlung wird am 31. Jänner fortgesetzt. Die Angeklagten bleiben bis dahin in U-Haft.

Die Burschen, die sich bis zu ihrer Festnahme als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bundesbetreuung befanden, hatten sich am 22. April 2016 auf dem Bahnhof Praterstern getroffen. Dort konsumierten sie eine Flasche Whiskey. „Dann haben sie ein geeignetes Opfer abgepasst. Sie sind der jungen Frau gefolgt und haben sie brutal vergewaltigt. Wenn Ihnen heute jemand etwas anderes erzählen will, ist das schlicht falsch“, sagte Staatsanwältin Katharina Stauber zu Beginn der Verhandlung.

Einer der Angeklagten am Dienstag vor Gericht
Einer der Angeklagten am Dienstag vor Gericht(c) APA/HERBERT NEUBAUER

„Sie hat geglaubt, ersticken zu müssen“

Die Jugendlichen verfolgten eine 21-jährige Frau, die im Bahnhofsbereich die am U-Bahn-Ausgang Lassallestraße gelegene Toilettenanlage aufsuchte. Der Jüngste des Trios öffnete mit einer Münze die Kabinentür, die die Studentin abgeriegelt hatte. Die Frau beschimpfte die Eindringlinge, die daraufhin mit roher Gewalt über sie herfielen. Sie wurde zu Boden gebracht. Da sie sich wehrte, wurde ihr Kopf mehrfach gegen die WC-Muschel geschlagen. Sie wurde auf dem Boden fixiert, ihr wurden Mund und Nase zugehalten. „Sie hat geglaubt, ersticken zu müssen“, betonte die Staatsanwältin.

Die Studentin hat im Ermittlungsverfahren kontradiktorisch ausgesagt. Die davon angefertigte DVD wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Gerichtssaal abgespielt. Sie ist mittlerweile wieder in ihre Heimat, die Türkei, zurückgekehrt. Um ihr dennoch Präsenz zu verleihen, verlas ihre Anwältin einen längeren Brief, den die junge Frau für die Verhandlung vorbereitet und ihr übermittelt hatte. „Manchmal gibt es Momente, in denen ich gar nicht spüre, dass ich noch lebe“, heißt es darin. Die 21-Jährige offenbart, nach wie vor „große Wut und Hass, vor allem aber Ekel“ zu verspüren: „Drei Monate konnte ich nicht in den Spiegel schauen. Ich fühle mich wie Restmüll. Ich erinnere mich an die Blicke dieser Männer.“

Weiters hält sie fest: „Meine Lebensfreude ist dahin. Ich bin um Jahre gealtert.“ Zur Tat selbst schreibt sie: „Ich habe die Sekunden gezählt, bis es vorbei ist. Ich dachte, ich sterbe dort.“ Der Brief wurde auch auf Farsi übersetzt und den Angeklagten vorgelesen. Verteidiger Marin Mahrer sprach von einer „furchtbaren Tat“ und entschuldigte sich beim Opfer.

Einer der Angeklagten am Dienstag vor Gericht
Einer der Angeklagten am Dienstag vor Gericht(c) APA/HERBERT NEUBAUER

„Ich habe kein Gesetz gebrochen“

„Die Idee war von mir“, gab der jüngste Angeklagte bei seiner Einvernahme zu Protokoll. Er gestand dem Schöffensenat, die WC-Kabinentür mit einer Münze geöffnet zu haben. Seine beiden Freunde wären dann über die 21-Jährige hergefallen. Er habe diese festgehalten und ihr den Mund zugehalten. An der Vergewaltigung habe er sich nicht beteiligt. „Ich habe kein Gesetz gebrochen“, sagte der 16-Jährige. „Ich habe das Mädchen vergewaltigt. Warum, weiß ich nicht. Ich denke seit sieben Monaten darüber nach, warum ich das getan habe“, lautete die Verantwortung des 17-Jährigen. „Wir wollten natürlich nicht so etwas tun“, sagte der Älteste des Trios. „Niemand hat diese Idee gehabt. Wir waren betrunken. Wir haben das nicht absichtlich gemacht“, behauptete der 18-Jährige, ehe er nach Rücksprache mit seinem Verteidiger keine Fragen mehr beantworten wollte und auf seine polizeiliche Einvernahme verwies.

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(APA)

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