Krankenhaus Nord: Zufahrt für Rettung zu niedrig gebaut

Archivbild von Der Krankenhaus-Baustelle vom vergangenen Februar
Archivbild von Der Krankenhaus-Baustelle vom vergangenen Februar(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Zu tief verlegte Rohre hätten Rettungswagen das Dach weggerissen – darum musste im Spital in Floridsdorf wieder einmal nachgebessert werden. Es wird versucht, 136 Millionen Euro von Firmen für Schäden zu regressieren.

Wien. Auf der Großbaustelle Krankenhaus Nord in Floridsdorf tun sich immer neue Baustellen auf. So wurde etwa die Zufahrt zu den Parkplätzen der Rettungsfahrzeuge zu niedrig gebaut. Rohre wurden viel zu tief verlegt, sodass es hohen Rettungswagen das Dach weggefetzt hätte.

Also musste nun beim Krankenhaus Nord wieder einmal nachgebessert werden: „Wir haben den Schaden bereits behoben, die Rohre wurden um rund zehn Zentimeter nach oben verlegt, die Autos können nun wieder durchfahren“, heißt es seitens des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) auf „Presse“-Anfrage. Schuld habe laut KAV die ausführende Firma gehabt, die Pläne missachtet haben soll. Man wolle sich aber auch in diesem Fall schadlos halten, wie in allen anderen Fällen, in denen etwas schiefgegangen ist. Der Schaden habe sich diesmal nur auf ein paar Tausend Euro belaufen.

Millionen werden eingeklagt

Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall – denn es gab etliche größere und kleinere Pannen, die nun zu einer massiven Budgetüberschreitung geführt haben. Ursprünglich sollte das Großkrankenhaus, das Herzstück der Spitalsreform 2030 ist, mit budgetierten 825 Millionen Euro bereits vergangenes Jahr in Betrieb gehen. 46.000 Wiener sollten stationär und 250.000 ambulant versorgt werden. Nach derzeitigem Stand sollen Patienten ab 2018 behandelt werden. Die geschätzten Kosten sollen sich mittlerweile auf bis zu 1,5 Milliarden Euro belaufen – vom KAV wird das dementiert: Die derzeitigen Kosten beliefen sich auf 1,09 Milliarden Euro – zusätzliche Kosten von 136 Millionen Euro wolle man sich von Firmen zurückholen, die Schäden verursacht haben. Da wäre etwa die Pleite einer Fassadenfirma, ein Feststellungsverfahren läuft. Oder die angeblichen Fehlberechnungen der Statiker – und dann war da noch ein außergerichtliches Schlichtungsverfahren mit Haustechnikfirmen 2015.

Neben baulichen Adaptierungen wurde das Spital zwischenzeitlich auch inhaltlich neu aufgestellt, die Pläne für das Spitalskonzept 2030 adaptiert. Wie auch andere Bundesländer, setzt Wien nun auf Schwerpunktspitäler, demnach soll das 111.000 Quadratmeter große Spital Nord nun doch kein Vollspital mehr werden und etwa auf Abteilungen wie die Urologie, die Augenheilkunde, die Dermatologie oder eine Hals-Nasen-Ohren-Abteilung verzichten. Gegen die neuen Pläne gibt es momentan Bürgerproteste – mehr als 20.000 Unterschriften wurden gegen die Verlegung der Augenambulanz des Donauspitals schon gesammelt.

Stillstand bei Spitalsreform

Dass sich die Eröffnung des KH Nord derartig verzögert, zieht einen ganzen Rattenschwanz an Konsequenzen nach sich. Denn auch die Neustrukturierungs- und Umzugspläne der anderen Spitäler hängen daran. Solange der Neubau nicht fertig ist, müssen etwa das Orthopädische Krankenhaus Gersthof oder die Semmelweis-Frauenklinik länger als geplant offen halten. Ein Rechnungshofbericht zu den Planungen des Spitals wird im Frühjahr erwartet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 7. Dezember 2016)

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