Rauswurf Stunden nach der Wahl: Ärger bei Wiens Grünen

Roland Kariger, Ex-Grünen-Chef in Penzing.
Roland Kariger, Ex-Grünen-Chef in Penzing.(c) Privat
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Der Grünen-Parteichef in Wien-Penzing wurde nach Alexander Van der Bellens Sieg abgelöst. Er spricht von „Intrige“.

Wien. Nicht nur Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig hatte mehrfach beteuert: Es sei ein „Holler“, dass sich die Grünen wegen der Hofburg-Wahl zurückgehalten haben – um die Chancen von Alexander Van der Bellen nicht zu gefährden. Einer, der das nicht glauben kann, ist Roland Kariger. Mit dem Wahlsieg von Van der Bellen war der Grünen-Parteichef in Wien-Penzing Geschichte: „Nach dem Wahlsieg am Sonntag haben sich meine Kolleginnen und Kollegen konspirativ zu meiner Absetzung als Klubobmann verabredet.“

Nachsatz: „Mir wurde diese Entscheidung am Tag nach der Wahl mitgeteilt“, kritisierte Kariger am Montag im Gespräch mit der „Presse“. Nachsatz: Es sei kein Zufall, dass er als Klubobmann im Bezirk (Klubobmann entspricht bei den Grünen gleichzeitig der Position eines Parteichefs, Anm.) sofort nach der Wahl abgelöst wurde, meint Kariger, der grüner Spitzenkandidat bei der Bezirkswahl 2015 war und trotz minimaler Verluste die ÖVP im Bezirk überholte: „Ich wurde (von der Ablöse, Anm.) völlig überrascht. Denn ich bin als Einziger unserer Fraktion immer für Van der Bellen gelaufen.“

Nun sei er abgewählt worden, ohne zu wissen, warum: „Mir hat das keiner gesagt.“ Nur stichwortmäßig seien ihm „unterschiedliche Ansichten in Sachfragen und Kompetenzen“ gesagt worden: „In einer politischen Funktion sind divergierende Sichtweisen kaum zu verhindern“, meint Kariger. Deshalb habe er einen moderierten Konfliktlösungsprozess und offene Gespräche vorgeschlagen. Das sei ignoriert und ihm die Chance genommen worden, meint der Grüne. Trockener Nachsatz: „Aber die politische Intrige ist nicht erst jetzt erfunden worden.“ Trotzdem bleibt Kariger „vorerst“ als Bezirksrat bei den Grünen: „Weil ich einfach ein Grüner bin“, meint der Politiker, der im November 2015 die Penzinger Grünen übernahm und seit 2003 in der Partei aktiv ist. Seinen Nachfolger Kilian Stark will er nicht kritisieren: „Er war nicht die treibende Kraft gegen mich.“

Neo-Klubchef Stark meint zur Kritik und der Demontage seines Vorgängers: Die Neuwahl sei ein „normaler demokratischer Prozess“ gewesen: „So funktioniert Basisdemokratie.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2016)

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