Erste private Notaufnahme in Wien

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Symbolbild.(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Notfallambulanzen waren bisher auf öffentliche Spitäler beschränkt. Ab 2017 bietet auch die Privatklinik Döbling in Wien eine „akutmedizinische Versorgung“ für Patienten mit Zusatzversicherung an.

Wien. Die Zweiklassenmedizin in Österreich erreicht nun auch den Notfallbereich. In der Privatklinik Döbling wird 2017 rund um die Uhr eine sogenannte akutmedizinische Versorgung mit Fach- und Notärzten sowie Pflegepersonal angeboten, die einer klassischen Notaufnahme in öffentlichen Spitälern gleichkommt. „Akut versorgt“ heißt das Paket, das ab 1. Februar von der Uniqa, dem größten Anbieter von privaten Krankenversicherungen in Österreich, angeboten wird. Zu welchem Preis, will man noch nicht verraten.

Wer diese Zusatzversicherung abschließt, kann jedenfalls bei Notfällen wie beispielsweise Brust- oder Bauchschmerzen, hohem Fieber, Harnwegsinfektionen, Kreislaufproblemen, Schwangerschaftskomplikationen, Rückenschmerzen, Schwindel, aber auch bei Verstauchungen, Brüchen und Schnittwunden nach Unfällen die Notfallambulanz der Privatklinik Döbling aufsuchen. Auch Untersuchungen wie etwa eine Magnetresonanztomografie (MRT) und Labortests werden möglich sein. Lediglich in akut lebensbedrohlichen Situationen wie etwa bei einem Schädelhirntrauma wird empfohlen, die Notrufnummer 144 zu wählen.

„Schnelle Erstversorgung“

Die Kontaktaufnahe mit der Klinik erfolgt telefonisch über eine Uniqa-Hotline. Verrechnet wird direkt zwischen Klinik und Versicherung – die Patienten müssen ihre Behandlung also nicht bezahlen und später zur Verrechnung einreichen.

Die versprochenen Vorteile: Kurze oder gar keine Wartezeiten („garantiert“ wird laut Broschüre „schnelle Erstversorgung durch einen Arzt“ statt „stundenlangen Wartens“ in der Notfallambulanz eines öffentlichen Krankenhauses) und eine Premiumbehandlung, wie es sie eben nur in Privatspitälern gibt – gegen Cash vor Ort oder hohe Versicherungsprämien. Damit trägt man Uniqa zufolge „dem wachsenden Bedürfnis der Kunden Rechnung, auch außerhalb der stationären Versorgung rasch kompetente privatärztliche Hilfe in Anspruch nehmen zu können“.

Dieses Angebot ist ein absolutes Novum in Österreich. Selbst Patienten mit einer Sonderklasseversicherung konnten sich bisher nicht selbst in eine Privatklinik einweisen, sondern mussten einen sogenannten Belegarzt kontaktieren, der mit der Klinik zusammenarbeitet und Privatpatienten aufnehmen lassen kann. Unklar ist noch, ob es auch einen privaten Notrufdienst für die betroffenen Patienten geben wird. Denn über die Notrufnummer 144 werden Patienten üblicherweise nur in öffentliche Spitäler gebracht. Laut Uniqa ist trotz der Notrufhotline kein privater Transport geplant. Ärzten zufolge, die in Wiener Privatkliniken beschäftigt sind, würde so eine Ambulanz langfristig aber vor allem dann sinnvoll sein, wenn Patienten im Notfall über eine eigene Nummer auch einen Krankenwagen anfordern können – was es in anderen Ländern schon gibt.

Uniqa rüstet weiter auf

Für Uniqa ist dieser Vorstoß jedenfalls ein weiterer großer Schritt bei der Aufstockung von privaten Krankenversicherungen, die zumeist in Uniqa-eigenen Häusern zum Einsatz kommen. Was immer wieder für Kritik sorgte – unter anderem von der Ärztekammer, die von einer „marktbeherrschenden Stellung“ sprach. Denn von den fünf großen Privatkliniken in Wien werden derzeit bereits zwei – die Privatklinik Döbling sowie die Confraternität-Privatklinik Josefstadt – von der Uniqa (bzw. von ihrer 100-Prozent-Tochter, der PremiQaMed-Gruppe) geführt.

Auch die Übernahme der Privatklinik Goldenes Kreuz (genau genommen eine 75-Prozent-Beteiligung durch PremiQaMed) wurde im Sommer beschlossen. Gegen diesen Deal hatte zuvor die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) „massive wettbewerbsrechtliche Bedenken“ geäußert, woraufhin sich der Oberste Gerichtshof (OGH) mit der Causa befasste und eine „strategische Partnerschaft“ unter Auflagen genehmigte.

Somit sind mittlerweile nur noch zwei Belegspitäler in Wien – die Wiener Privatklinik sowie das Rudolfinerhaus – in den Händen anderer Träger verblieben. Was sie alle gemeinsam haben: Sie profitieren davon, dass wegen der langen Wartezeiten in öffentlichen Spitälern immer mehr Patienten auf Privatkliniken ausweichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2016)

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