Causa Wilheminenberg: Missbrauchsverfahren eingestellt

Aufgelassenes Kinderheim am Schloss Wilhelminenberg
Aufgelassenes Kinderheim am Schloss WilhelminenbergAPA/HERBERT NEUBAUER
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Gegen mehrere Personen war wegen Vergewaltigung oder schweren sexuellen Missbrauchs bzw. Quälens von Unmündigen ermittelt worden.

Wien. Die Strafverfahren, in denen es um Missbrauchsvorwürfe im einstigen Kinderheim am Wilhelminenberg ging, wurden eingestellt. Nach dem 2013 veröffentlichten Endbericht einer Untersuchungskommission war gegen zahlreiche Personen wegen Vergewaltigung und schweren sexuellen Missbrauchs bzw. Quälens von Unmündigen ermittelt worden.

Für die Einstellung der Verfahren wurden mehrere Gründe angegeben, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien am Dienstag mit und bestätigte damit einen Bericht von ORF Wien.

Teilweise waren die Vorfälle bereits verjährt, auch konnte man die Anschuldigungen zum Teil nicht beweisen. Zudem konnten nicht alle Personen ausgeforscht werden, manche Beschuldigte sind inzwischen auch gestorben.

Umfangreiche Aufarbeitung

Die Einrichtung auf dem Wilhelminenberg war 1977 geschlossen worden – als eine Folge der Zustände in der Anstalt, die damals schon massiver Kritik ausgesetzt war. Die umfangreiche Aufarbeitung erfolgte jedoch erst vor einigen Jahren. Die von der Stadt beauftragte Kommission unter dem Vorsitz der Richterin Barbara Helige kam nach zweijähriger Arbeit zu dem Schluss, dass Kinder und Jugendliche über Jahrzehnte hinweg physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt waren.

Das Ausmaß sei dabei weit über das damals noch gebräuchliche Züchtigungsrecht hinausgegangen und habe auch gegen die Heimverordnung von 1956, laut der das Schlagen von Kindern in Heimen verboten war, verstoßen. Zudem stellte Helige fest, dass Heimkinder sexuell missbraucht wurden. Den Erzählungen einiger Zeuginnen über die Jahrzehnte sei gemeinsam, „dass Täter von außen eingedrungen sind oder auch mithilfe von Erzieherinnen Zugang zu Schlafsälen gefunden haben“.

Keine konkreten Hinweise wurden hingegen gefunden, was die Vorwürfe anbelangt, es hätten Massenvergewaltigungen in den Schlafsälen stattgefunden und es habe organisierte Kinderprostitution gegeben. Was die Täter anbelangt: Wegen der teilweise unkonkreten Erinnerungen sei die zweifelsfreie Ermittlung der Identität von Personen, die den Missbrauch hätten begehen können, sehr schwer. Vor allem bei heimfremden Personen sei eine Nachforschung praktisch unmöglich gewesen.

Stadt wusste Bescheid

Bei Erzieherinnen, die der Beihilfe beschuldigt werden und ausgeforscht wurden, könnte eine Beitragstäterschaft vorliegen – gegen diese Personen wurden Ermittlungen aufgenommen. Auf einer Liste, die die Kommission der Staatsanwaltschaft übergab, standen 20 bis 30 Personen, gegen die Vorwürfe erhoben wurden. Helige betonte auch, dass die damalige Stadtverwaltung von den Vorkommnissen wusste. Ab Mitte der 1960er-Jahre sei dies deutlich dokumentiert.

Es habe massive Beschwerden gegeben – von Eltern, Jugendämtern und auch Erziehern: „Und es ist nichts passiert.“ Das Ausmaß sei von der Direktion stets in Abrede gestellt worden. (red.)

(APA)

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