Der 17-jährige Verdächtige, der einen Anschlag in Wien geplant hat, hatte einen Komplizen in Deutschland. Gemeinsam mit ihm hat er an einer Bombe gebastelt.
Wien. Nach der Festnahme eines Terrorverdächtigen am Freitagabend in Wien ist nun in Deutschland ein möglicher Komplize des 17-Jährigen Lorenz K. festgenommen worden. Das Innenministerium bestätigte, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Amtshandlung in Neuss (Nordrhein-Westfalen) und jener in der Bundeshauptstadt gibt.
Laut einem Bericht des Magazins „Focus“ stürmte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der deutschen Polizei am Samstag in Neuss eine Wohnung, wo sie den Verdächtigen und dessen Frau antraf. Der Mann wurde festgenommen, Computer, Handys und Datenträger beschlagnahmt.
Anleitung für Bombenbau
Wie das Magazin aus Justizkreisen erfahren hat, soll der Verdächtige einen Bombenanschlag auf deutsche Polizisten und Bundeswehrsoldaten geplant haben – die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hatte gegen den mutmaßlichen Komplizen einen Haftbefehl wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat erlassen.
Den Ermittlungen zufolge stand der Mann in engem Kontakt zu dem 17-jährigen Österreicher mit albanischen Wurzeln (Kampfname Abu Chacker) der einen Anschlag auf die Wiener U-Bahn geplant haben soll. Er und sein Komplize sollen in der Neusser Wohnung mit Mitteln zur Herstellung von Sprengstoff experimentiert haben. In der Wohnung des Wieners wurde am Freitag bei der Durchsuchung ebenfalls eine Bauanleitung für eine Bombe gefunden.
Dazu fand die Polizei sehr konkret ausgearbeitete Pläne, wann, wo und wie der Anschlag in Wien stattfinden sollte: Nämlich zwischen 15. und 30. Jänner mit Sprengstoff. Als ein favorisiertes Ziel wurde eben die U-Bahn genannt. Noch nie habe es so konkrete Hinweise für einen Terroranschlag in Österreich gegeben, hieß es nach der Verhaftung von Lorenz K. aus dem Innenministerium. Weitere konkrete Hinweise zu Komplizen und Netzwerk, konnten die Beamten offensichtlich in den zweitägigen intensiven Verhören K.s. herausholen.
Dass man vermute, dass K. nicht alleine arbeite, das ließen die Behörden bereits zuvor durchklingen – man wolle sein ganzes Umfeld durchleuchten hieß es. So wurden unter anderem auch sein Vater und Bruder verhört, mit denen der arbeitslose Bursche in Neunkirchen, Niederösterreich, aufgewachsen ist. Weiters im Fokus der Ermittlungen standen und stehen Kontakte zu einer einschlägigen islamistischen Moschee. Dass es sich nicht um einen Einzeltäter, sondern um ein größeres internationales Netzwerk handeln könnte, darauf deutete unter anderem hin, dass der entscheidende Hinweis auf den Wiener Anschlag von ausländischen Geheimdiensten kam. K. war zuvor nur als Kleinkrimineller aufgefallen.
Verdächtiger im Gefängnis
Die Ermittlungen rund um K., seinen Komplizen und ein weiteres, mögliches größeres Netzwerk gehen weiter. Derzeit werden die Daten des Handys und Laptops ausgewertet.
Die intensiven zweitägigen Vernehmungen K.s wurden vorerst am Sonntagabend unterbrochen, er wurde in die Justizanstalt Josefstadt eingeliefert. Ein Richter wird nun darüber befinden, ob die U-Haft verhängt wird. Eine Entscheidung wird für Montag erwartet. Die mürbe machenden Vernehmungen stehen seinem Komplizen erst bevor.
Dass die Behörden nicht davon ausgehen, dass die Gefahr endgültig gebannt ist, darauf deutet hin, dass die Sicherheitsmaßnahmen weiterhin hoch bleiben. Die Polizei ist derzeit sichtbar und in Zivil verstärkt in öffentlichen Verkehrsmitteln und an stark frequentierten Plätzen unterwegs.
Die Tat
Einsatz. Ein 18-jähriger Österreicher mit albanischen Wurzeln soll einen Terroranschlag auf Wien geplant haben. Die Polizei vereitelte die Tat nach Hinweisen ausländischer Geheimdienste. Die Pläne zur Tat – einem Anschlag auf die U-Bahn – sollen so konkret wie noch nie gewesen sein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2017)