Länger und besser leben mit Krebs

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ARCHIVBILD: THEMENBILD: MEDIZIN / GESUNDHEIT / SPITAL / KRANKENHAUS / �RZTE / MEDIZINISCHE VERSORGUNG(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Mit neuartigen Medikamenten und Therapien wurde die Behandlung von Patienten revolutioniert. Jährlich erkranken aber immer noch 39.000 Menschen – es mangelt an Spezialisten.

Wien. Durch sogenannte zielgerichtete Medikamente und neue Immuntherapien wird die Krebstherapie seit einigen Jahren revolutioniert. Es werden aber mehr Spezialisten benötigt, Patienten brauchen zudem bessere Rückkehrmöglichkeiten ins Berufsleben, wie am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien betont wurde. Anlass war der Welt-Krebs-Tag am kommenden Samstag. Noch nie zuvor gab es derart schnelle Fortschritte in der Medizin bezüglich der bösartigen Erkrankungen. „Derzeit sind rund 6000 Medikamente in Entwicklung für onkologische Patienten“, sagt der Koordinator des Wiener Comprehensive Cancer Center (CCC) von Med-Uni Wien und AKH, Christoph Zielinski. Das bedeute zunächst einen enormen Bedarf an klinischer Forschung. Die Krebsmedizin benötige aber auch die notwendigen Spezialisten auf allen Gebieten. Schließlich müssten die innovativen Therapien auch für die Patienten erhältlich sein.

Umbruch der Gesamtsituation

Zwei Beispiele für die Fortschritte nennt Manuela Schmidinger, Programmdirektorin für den Bereich Nierenzellkarzinome am Wiener AKH: Selbst bei Patienten mit fortgeschrittenem Blasenkrebs, die für eine herkömmliche Chemotherapie nicht mehr infrage kamen, konnte die durchschnittliche Überlebenszeit mit einem Immuntherapeutikum noch von sonst 6,9 auf 15,9 Monate erhöht werden. Beim Nierenzellenkarzinom gelang in den vergangenen Jahren per zielgerichteter und immunologisch wirksamer Therapie eine Erhöhung der durchschnittlichen Überlebenszeit von 13 auf 75 Monate.

Diese Fortschritte bedeuten aber auch einen Umbruch der Gesamtsituation rund um Krebserkrankungen und die Betroffenen. „Die Onkologie war vor 20 Jahren einfach zu erklären“, sagt Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des Wiener AKH, Onkologin und Präsidentin der Initiative „Leben mit Krebs“. Heute müsse jeder Krebspatient von den jeweiligen Spezialisten im Team betreut werden. „Die Nebenwirkungen sind ganz andere geworden.“

Teilzeitarbeit ab Mitte 2017

Größere Heilungschancen und ein längeres Überleben von Krebspatienten mit weiterhin unheilbarer Erkrankung bedeuten aber auch große Herausforderungen für die Gesellschaft. Nach sieben Jahren zäher Verhandlungen hat die Österreichische Krebshilfe erreicht, dass das Parlament ein Gesetz über die „Wiedereingliederungsteilzeit“ verabschiedet hat. Ab Mitte 2017 wird so auch Krebspatienten über eine vorübergehende Teilzeitarbeit die Rückkehr ins Berufsleben leichter gemacht.

Jährlich erkranken in Österreich etwa 39.000 Menschen an Krebs, Männer etwas häufiger als Frauen. Für beide Geschlechter sind bösartige Tumore nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Ende 2014 lebten laut Statistik Austria 330.492 Menschen mit Krebsdiagnose in Österreich. Etwas mehr als die Hälfte aller neuen Fälle entfielen auf Darm-, Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs. In den 20 Jahren bis 2014 ist die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen von 34.000 auf 39.000 angestiegen, obwohl zugleich das Erkrankungsrisiko deutlich gesunken ist.

Diese Entwicklung sei eine Folge der demografischen Alterung sowie der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung. Im höheren Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, zu. Durch verstärktes Screening und bessere Diagnosemethoden wird Krebs zudem öfter und früher erkannt. Bei rund 20.500 Personen führte Krebs 2014 zum Tod. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2017)

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