Stadt Wien zieht Bremse für "Ho Chi Minh"-Denkmal

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Vietnam wollte der Stadt Wien im Donaupark eine Büste des Kommunistenführers schenken. Nach heftiger Kritik macht die Stadt nun einen Rückzieher.

Ho Chi Minh muss in die Warteschleife. Die Büste des vietnamesischen Kommunistenführers, die im Wiener Donaupark errichtet werden sollte, ist nun doch nicht mehr so fix, wie es ausgesehen hat. Nach heftiger Kritik hat die Stadt das weitere Vorhaben gestoppt, wie eine Sprecherin von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) zur "Presse" sagt. "Die Entscheidungsgrundlagen sollen einer neuen Prüfung unterzogen werden."

Begonnen hatte es damit, dass die Gesellschaft Österreich-Vietnam angekündigt hatte, dass Vietnam ein Denkmal errichten wolle - vom Stadtgartenamt (MA 42) gebe es bereits eine Genehmigung dafür. Die Kosten für die Anfertigung und die Errichtung der Statue im Donaupark würden von vietnamesischer Seite übernommen. Nach der Fertigstellung sollte die Gedenkstätte in das Eigentum der Stadt Wien übergehen, die sich um Pflege und Erhaltung kümmert.

"Es werden heuer 45 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und Vietnam gefeiert", sagt Peter Jankowitsch, ehemaliger SPÖ-Außenminister und Präsident der Gesellschaft. "Darum plant die vietnamesische Regierung verschiedene Dinge. Eine Idee war, dass sie Wien eine Büste schenkt." Diesen Wunsch habe man an die Stadt herangetragen und dafür grünes Licht bekommen. Kritik an der Entscheidung wegen Ho Chi Minhs Ruf kann Jankowitsch nicht nachvollziehen: "Für das heutige Vietnam ist er ein Nationalheld, so wie Kaiser Franz Josef für das alte Österreich-Ungarn. Das kann man akzeptieren oder nicht. Aber in dem Moment, in dem man diplomatische Beziehungen hat, kann man schwer sagen, wir lehnen euer Nationalsymbol ab." Den Vorwurf, Ho Chi Minh sei ein Massenmörder gewesen, hält Jankowitsch für "lächerlich". Das lasse sich historisch nicht beweisen. "Da könnte man auch sagen, US-Präsident Lyndon B. Johnson war ein Massenmörder, weil er den Vietnamkrieg geführt hat." Die Vorwürfe seien Teil eines "Rachefeldzugs", den Exil-Vietnamesen führen würden.

"Schlechter Faschingsscherz"

Erstmals aufgetaucht war die Meldung über die Büste vergangene Woche, als der "Falter" darüber berichtete. Die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Es sei "höchst seltsam", sagte Wiens ÖVP-Chef Gernot Blümel, dass man einer "höchst zweifelhaften historischen Persönlichkeit wie Ho Chi Minh ein Denkmal setzen" wolle, gerade nach der Debatte um die Umbenennung des Heldenplatzes. "Das kann nur ein schlechter Faschingsscherz sein", meinte auch ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter. Auch von der FPÖ kommt Kritik. "Eigentlich müsste sich nun Kulturminister Drozda lautstark zu Wort melden und gegen die Aufstellung einer Statue zu Ehren des kommunistischen Massenmörders Ho Chi Minh im Wiener Donaupark auftreten", meinte FPÖ-Vizeparteiobmann und dritter Nationalratspräsident Norbert Hofer.

Im Büro von Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bestätigte man, dass man für Erhaltung und Pflege von Denkmälern zuständig ist. Allerdings habe man mit der Errichtung nichts zu tun. "Wir kommen erst ganz zum Schluss ins Spiel", so eine Sprecherin. Und: "Das Denkmal ist jedenfalls kein Wunsch der Stadt." Der Tenor der Kritik war auch gewesen, dass Rot-Grün das Denkmal durchgewinkt hätten. Die Grünen jedoch distanzierten sich alsbald per Twitter. Man habe dem Denkmal nicht zugestimmt, weder auf Bezirks-, noch auf Gemeindeebene:

Nun macht also auch die Stadt einen Rückzieher. Und das Denkmal ist vorerst auf die lange Bank geschoben.

Che Guevara im Donaupark

Unter Ho Chi Minh sollen Schätzungen zufolge eine Million Menschen ermordet worden seien - diese Zahl wird im "Schwarzbuch des Kommunismus" genannt, das 1997 erschienen ist. Auch wurden unter ihm Kriegsverbrechen verübt. Von linker Seite wird er jedoch als Widerständler gegen die USA im Vietnamkrieg und als Freiheitskämpfer verehrt.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass ein Denkmal im Donaupark zum Politikum wurde - vor rund zehn Jahren wurde dort von Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) eine Büste enthüllt, die Che Guevara (1928-1967) gewidmet ist. Auch er wird von linker Seite als Widerstandskämpfer gesehen, auf der anderen Seite wird ihm Folter, die Ermordung hunderter kubanischer Häftlinge sowie Exekutionen von Gegnern vorgeworfen.

Enthüllung der Che-Guevara-Büste durch Bürgermeister Michael Häupl (r.) und Alfred Kohlbacher (Initiative für das Denkmal) am 9. Oktober 2008
Enthüllung der Che-Guevara-Büste durch Bürgermeister Michael Häupl (r.) und Alfred Kohlbacher (Initiative für das Denkmal) am 9. Oktober 2008APA

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