Start-ups statt Design im Turm

Der Design Tower am Donaukanal.
Der Design Tower am Donaukanal.(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Neuer „Hub“ am Donaukanal. Statt des Stilwerks sollen via Wexelerate Hunderte Gründer einziehen. Eine Stadt feiert den Start-up-Hype.

Wien. Noch stehen im Design Tower am Donaukanal, auch bekannt unter Nouvel- oder Sofitel-Turm, nach dem Architekten Jean Nouvel bzw. dem Hotel, das in den oberen Stockwerken betrieben wird, teure Designermöbel. Das ändert sich, das Designcenter Stilwerk zieht bekanntlich aus, in einem halben Jahr soll hier das größte Start-up-Zentrum Zentraleuropas entstehen: In einem „Hub“ auf vier Etagen sollen ab September mehrere hundert Start-ups mit Großunternehmen oder Investoren an neuen Geschäftsmodellen arbeiten.

Ein „Start-up-Ökosystem“, wie Hassen Kirmaci sagt, der das Projekt gemeinsam mit Eveline Steinberger-Kern (Blue Minds Group), Markus Wagner (i5invest) und Dominik Greiner (Camouflage Ventures) initiiert hat. Denn dafür gebe es in Wien „super Voraussetzungen“ – auch, um vermehrt internationale Gründer in die Stadt zu holen, denn noch ziehen eher Wiener Start-ups weg, als dass ausländische in die Stadt kämen.

Das Zentrum ist auf vier Etagen geplant: Im Erdgeschoß ein öffentlich zugänglicher Coworking-Space, in dem diverse Veranstaltungen geplant sind. Im ersten Stock soll das Accelerator-Programm untergebracht sein, ein Förderprogramm, bei dem 100 ausgewählte Start-ups pro Jahr für je 100 Tage unterstützt werden (die Anmeldung dafür ist nun seit Donnerstag offen, vor allem dieses Programm soll Internationale locken). Im Stock darüber sollen etablierte Jungfirmen mit je fünf bis 50 Mitarbeitern sitzen, in der obersten Wexelerate-Etage schließlich Financiers und Partner aus der Industrie. Für den sogenannten Championsfloor der bereits Etablierten gebe es schon viele Interessenten, die meisten bisher aus Österreich.

Im Vollbetrieb werden hier auf mehr als 8000 Quadratmetern etwa 500 Menschen arbeiten, Kirmaci spricht davon, dass damit ein richtiges Start-up-Grätzel entstehe. Das fördert auch die Stadt: Das Ressort von Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) unterstützt Wexelerate über die Wirtschaftsagentur mit 280.000 Euro.

Die Stadt hat die Förderung von Start-ups schließlich zum Ziel erklärt, wie Bundeskanzler Christian Kern, der sich Erleichterungen für Start-ups bekanntlich zum Ziel gesetzt hat. Dass mit Eveline Steinberger-Kern die Ehefrau des Regierungschefs an Wexelerate beteiligt ist, hatte die FPÖ schon im Vorfeld als Problem geortet. Steinberger-Kern wies diese Kritik zurück: Sie sei Mitinitiatorin und beratend tätig, erhalte daraus aber kein Geld. „Wir sind ein privates Unternehmen und orientieren uns klar an Bedürfnissen der Industrie“, so Steinberger-Kern am Donnerstag.

Ein Start-up-Center ums andere

Die öffentliche Hand fördert nicht nur dieses Zentrum: Bund und Stadt haben für Start-ups pro Jahr insgesamt 50 Mio. Euro an Steuergeld vorgesehen, davon stammen 12 Millionen aus Wien. Aktuell sucht die Stadt nach einem Investor, der einen Teil der alten Rinderhalle St. Marx zu einem Start-up-Zentrum ausbauen will, die Stadt will das über die Wirtschaftsagentur fördern. Diese Suche soll bis Ende März abgeschlossen sein, im Sommer soll sondiert werden, ein Umbau der denkmalgeschützten Halle könnte 2018 starten.

Und am Alsergrund entsteht derzeit mit dem Talent Garden (ebenfalls unterstützt von der Stadt) ein 5000-Quadratmeter-Coworking-Space mit dem Schwerpunkt Telekommunikationstechnologie für 500 Selbstständige und Mitarbeiter von Start-ups.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2017)

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