"Vertrauen verloren": Wiener KAV-Direktor Udo Janßen muss gehen

Archivbild: Udo Janßen
Archivbild: Udo Janßen (c) APA/HANS PUNZ
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Generaldirektor Udo Janßen verlässt den Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) mit sofortiger Wirkung, seine bisherigen Stellvertreter übernehmen.

Viel kürzer kann man eine Pressekonferenz nicht halten. Vor rund einem Dutzend Medienvertretern teilte die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) am Montagvormittag mit, dass sich die Stadt Wien vom Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) getrennt hat. Es gab keinen Dank für die bisherige Zusammenarbeit, keine lobenden Worte für seine Tätigkeit im KAV.

Die interimistische Leitung übernehmen seine beiden bisherigen Stellvertreter Thomas Balazs und Evelyn Kölldorfer-Leitgeb. Die Position des Generaldirektors wird ausgeschrieben, sobald die künftige Organisationsform des Krankenanstaltenverbunds feststeht, sagte Frauenberger. Die ärztlichen Agenden in der Generaldirektion des KAV wird Michael Binder, Leiter des Health Caremanagements im KAV, in dieser Zeit übernehmen. 

Als Grund für die Trennung von Janßen nannte Frauenberger fehlendes Vertrauen. Der KAV befinde sich an einem entscheidenden Punkt, da das Spitalskonzept 2030 nun umgesetzt werde. "In dieser sensiblen Phase ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Führung, das Management bzw. das Personal in den Häusern und die politischen Entscheidungsträger an einem Strang ziehen", sagte sie. "Dafür braucht es gegenseitiges Vertrauen und dieses Vertrauen ist verloren gegangen."

Janßen sei ab sofort vom Dienst freigestellt, nun gehe es darum, die Auflösung des Vertrags, der noch bis 2019 gelaufen wäre, zu verhandeln.

 Evelyn Kölldorfer-Leitgeb (stellvertretende Generaldirektorin des KAV), Michael Binder (Leitung der ärztlichen Agenden in der Generaldirektion des KAV), Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) und Thomas Bal‡zs (stellvertretender Generaldirektor des KAV) am Montag
Evelyn Kölldorfer-Leitgeb (stellvertretende Generaldirektorin des KAV), Michael Binder (Leitung der ärztlichen Agenden in der Generaldirektion des KAV), Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) und Thomas Bal‡zs (stellvertretender Generaldirektor des KAV) am MontagAPA/HERBERT NEUBAUER

Mit Bürgermeister abgestimmt

Über offene Ansprüche von Janßen könne sie daher zu diesem Zeitpunkt nichts sagen, so Frauenberger. Die Vorgangsweise sei selbstverständlich in Übereinstimmung mit Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) getroffen worden, versicherte sie. Fragen von Journalisten ließ sie nicht zu. Unmittelbar nach Verkündung der Trennung mit Janßen verließen sie, Thomas Balazs und Evelyn Kölldorfer-Leitgeb den Raum.

Janßen wurde Montagfrüh, kurz nachdem die Entscheidung gefallen war, in einem persönlichen Gespräch informiert, erklärte ein Sprecher der Stadträtin im Anschluss. Sein Nachfolger wird erst ausgeschrieben, wenn die neue Organisationsform des KAV feststeht. Über diese werde man "bald entscheiden", genaue Zeitangaben könne er keine machen.

Janßen hatte sein Amt im November 2014 angetreten. Er war unter anderem wegen Verzögerungen bzw. kolportierten Kostensteigerungen beim im Bau befindlichen Krankenhaus Wien-Nord in die Kritik geraten. Auseinandersetzungen gab es auch mit der Ärzteschaft, deren Proteste gegen neue Dienstzeitmodelle im Vorjahr in einem Warnstreik gipfelten.

(Red.)

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