Die Wiener Ärztekammer wünscht sich "Ärztin oder Arzt mit Erfahrung" als Nachfolger. Die FPÖ fordert Generaldirektor aus Reihen des KAV.
Die Opposition im Wiener Rathaus und die Wiener Ärztekammer begrüßen den Abgang von Udo Janßen als Direktor des Krankenanstaltenverbunds (KAV). Die Ärztekammer nahm die Entscheidung "mit Genugtuung" zur Kenntnis, wie es in einer Aussendung am Montag hieß. Die FPÖ bezeichnete die Entscheidung der Stadt, sich von Janßen zu trennen, als "lange überfällig". ÖVP und Neos drängten auf Reformen.
Der Präsident der Wiener Ärztekammer Thomas Szekeres sieht mit der Trennung von Janßen die Forderung nach einer "Veränderung im inkompetenten KAV-Management" vom Warnstreik im September vergangenen Jahres als "großteils erfüllt" an. Er sprach sich dafür aus, dass nun "eine Ärztin oder ein Arzt mit Erfahrung" die Position übernimmt. Nur so könne das verlorene Vertrauen zwischen dem KAV und den Angestellten wiederhergestellt werden, sagte Skzekeres.
"Der Abgang des völlig überforderten Krankenanstaltenverbund-Chefs Janßen war lange überfällig. Dass ihn die SPÖ trotz Dauerversagens so lange gehalten hat, ist ein Skandal", reagierte FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus in einer Aussendung. Den Personalwechsel sieht er als Chance, das Gehalt des künftigen KAV-Direktors zu stutzen. Kein Stadt-Manager solle mehr verdienen als der Bürgermeister, also 17.000 Euro im Monat. Außerdem forderte er, dass offengelegt wird, wie viel Geld Janßen für den Abgang erhält. Als Nachfolger wünsche er sich "keinen weiteren Import", sondern "einen kompetenten Kenner der Materie aus den Reihen des KAV", so Gudenus.
Neuanfang gefordert
Die Wiener Neos pochten in einer ersten Reaktion auf eine rasche Entscheidung über die zukünftige Aufstellung des KAV. "Janßens Amtszeit war geprägt von Gefechten mit dem eigenen Personal, dem er einen Maulkorb verpasst hat. Sie war geprägt von massiven Problemen bei Bauprojekten wie dem Krankenhaus Nord und sie war geprägt von teils unerträglichen Zuständen für Patientinnen und Patienten", übte Beate Meinl-Reisinger Kritik. Die "Misswirtschaft" in der Wiener Gesundheitspolitik habe "enorme Ausmaße" angenommen. "In diesem Zusammenhang kann man nur sagen, dass KAV-Generaldirektor Udo Janßen nicht zu früh geht", befand Meinl-Reisinger.
Für ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel kann die Trennung von Janßen "nur einen ersten Schritt" in einem Neuanfang für den Wiener Krankenanstaltenverbund darstellen. "Diese Personalentscheidung darf jedoch nicht dazu führen, dass die politische Verantwortung weiterhin abgewälzt wird und dies lediglich als Manöver benutzt wird, um von eigenen Versäumnissen abzulenken", so Blümel. Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) müsse nun "die notwendigen und längst überfälligen Reformmaßnahmen in der Wiener Gesundheitspolitik einleiten".
(APA)