Mehr Personal für U-Bahn-Sicherheit

Angstraum U-Bahn? Eine neue Security-Truppe soll Präsenz zeigen und so das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen.
Angstraum U-Bahn? Eine neue Security-Truppe soll Präsenz zeigen und so das subjektive Sicherheitsgefühl erhöhen.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eine eigene Securitytruppe mit 120 Mitarbeitern soll in den Stationen der Wiener Linien patrouillieren. Sie sollen die Hausordnung überwachen und Präsenz zeigen – aber nicht Ersatz-Sheriffs spielen.

Wien. Der Zeitpunkt hätte nicht passender sein können. Am Montagabend wurde eine Frau in der U3-Station Neubaugasse vergewaltigt (siehe Artikel rechts) – und am Mittwoch präsentierten die Wiener Linien ein neues Sicherheitspaket, bei dem eine neue Security-Truppe vorgestellt wurde. Die wichtigsten Fragen zum Thema.

1. Was hat die neue Truppe mit dem Vergewaltigungsfall zu tun?

Dass die Vorstellung der neuen Securitys genau zwei Tage nach dem Vorfall in der U-Bahn erfolgte, war ein Zufall. Der Termin war jedenfalls schon länger im Voraus geplant. Aber natürlich nahm Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer Bezug auf den „unappetitlichen Zwischenfall“, wie er es nannte. Die Securitys sollen künftig durch ihre Präsenz mit dafür sorgen, dass derartige Vorfälle nicht vorkommen. Gleichzeitig verwies er darauf, dass man täglich rund 2,5 Mio. Fahrgäste befördere und so im Verhältnis „recht wenig“ passiere. Mit Bildern aus rund 11.000 Überwachungskameras aus Stationen und Fahrzeugen liefere man einen Beitrag zur Aufklärungsquote: „Es gab in den vergangenen Jahren kein größeres Gewaltverbrechen im Wiener-Linien-Netz, das nicht aufgeklärt wurde.“

2. Was ist die Aufgabe der neuen Security-Truppe?

22 Sicherheitsmitarbeiter sind ab sofort im Dienst, bis Ende 2019 sollen es 120 sein. Die neue Truppe soll zum einen Präsenz zeigen, um das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Zum anderen sollen die Mitarbeiter die Einhaltung der Hausordnung überprüfen, also etwa das Rauchverbot oder das Fahren mit Skateboard im Stationsbereich. Die Mitarbeiter, die eine stichhemmende rot-weiße Schutzweste tragen, werden in Zweierteams unterwegs sein. An der Weste tragen sie ein Funkgerät, ein Diensthandy und auch Pfefferspray. Der soll allerdings nur im Notfall zur Anwendung kommen, denn die oberste Devise ist, dass bei Schwierigkeiten deeskaliert werden soll. Dafür werden die neuen Mitarbeiter auch extra ausgebildet. Artet eine Situation aus, wird die Polizei gerufen – die Securitys sollen jedenfalls keine Reserve-Sheriffs sein. Und auch Tickets werden sie nicht kontrollieren – dafür sind weiter die „Schwarzkappler“ zuständig, die in der Regel inkognito im Netz der Wiener Linien unterwegs sind.

3. Wird es die Stationswarte trotz der Security weiter geben?

Ein eindeutiges Jein. Denn die bisherigen Stationsaufseher werden zum ersten neue Uniformen bekommen (rote Westen mit der Aufschrift „Service“), zum zweiten sollen sie noch mehr im Stationsbereich unterwegs sein. Das Serviceteam hat die Aufgabe, Auskünfte zu Fahrplänen, Umsteigemöglichkeiten und Infos zu Tickets zu geben. Die Kobel, in denen die Stationsaufsicht bisher gesessen ist, bekommen auch einen neuen Anstrich – zumindest in 25 stärker frequentierten Stationen. Dort sollen sogenannte Service Points zur Verfügung stehen, wenn Passagiere mit einer Frage kommen – und die Stationsaufsicht (neu, der Servicemitarbeiter) gerade nicht am Platz ist (was laut neuem Konzept ja auch so sein soll). Mit einem Knopf kann ein eigens abgestellter Mitarbeiter in der Leitstelle kontaktiert werden, der dann die gewünschte Auskunft gibt. Und über dem Knopf ist ein Bildschirm, auf dem etwa Routen angezeigt oder die relevanten Infos gegeben werden können. In der Station Erdberg ist bereits der erste Service Point installiert, bis Jahresende soll es insgesamt fünf bis sieben geben.

4. Was kostet die neue Security-Truppe?

Das verraten die Wiener Linien nicht. Laut Geschäftsführer Steinbauer soll es „kostenneutral“ sein und unter anderem durch „interne Umschichtungen“ finanziert werden. Also etwa durch Pensionierungen von Mitarbeitern, aber auch durch den Wegfall der Kosten für externe Securitys. Die waren im Frühjahr 2016 unter anderem wegen der Probleme mit dem Drogenhandel um die U6-Station Josefstädter Straße in Dienst gestellt worden. Derzeit sind noch sechs von ihnen im Netz unterwegs.

5. Welche Maßnahmen werden für die Sicherheit zusätzlich getroffen?

Allein heuer werden weitere 700.000 Euro in die Videoüberwachung investiert. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Passagiere soll aber unter anderem auch durch neue Beleuchtung erhöht werden. In den Stationen der Linien U1, U3 und U6 wurde bereits auf LED umgestellt, in zwei Jahren sollen alle Stationen im Netz damit ausgerüstet sein. Und auch auf die Sauberkeit, die sich auf das Sicherheitsgefühl auswirkt, soll verstärkt geachtet werden – mit Mitarbeitern, die Abfälle entsorgen und die Garnituren und die Stationen reinigen. Und über Bewusstseinsbildung, etwa mit Kampagnen, wie es sie schon im Vorjahr gab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2017)

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