Wenn der Hafen zur Bühne wird

Symbolbild Alberner Hafen.
Symbolbild Alberner Hafen. (c) Clemens Fabry
  • Drucken

Alberner Hafen. Von einem Proberaumfest zum großen Open-Air-Festival mit 30.000 Besuchern. Das Hafen Open Air findet heuer zum elften Mal statt. Porträt eines Selfmade-Festivals.

Wien. Manche Veranstaltungen gibt es schon so lange in Wien, dass man sich fragt, warum sie nicht bekannter sind. Dieses Wochenende findet in Simmering zum elften Mal das Hafen Open Air (19. und 20. 8.) statt, und obwohl es mit über 30.000 Besuchern fast die Hälfte der Besucher vom (doppelt so lang dauernden) Wiener Popfest am Karlsplatz hat, steht es in seiner öffentlichen Wahrnehmung dem Popfest um einiges nach.

Vielleicht, weil das Hafen Open Air zu hundert Prozent ein Selfmade-Festival ist. Angefangen hat alles 2006 in einem Proberaum im Alberner Hafen. Sascha Penz und Michael Klammer sind die Gründer der Band Lichtwärts. Sie wollten – gemeinsam mit den anderen Bands, die ebenfalls im Alberner Hafen probten – ein Fest für ihre Freunde organisieren. „Damals spielten wir vor 150 Leuten“, erzählt Penz. Die Bühne bauten sie sich selbst, der Schlagzeuger einer Band war gleichzeitig der Elektriker – jeder half, wie er konnte. Die Idee kam gut genug an, um das Fest ein Jahr darauf zu wiederholen. Aus 150 Zusehern wurden 250. Erst im dritten Jahr trauten sich die Gründer, das Fest größer aufzuziehen. Aus einem Tag Veranstaltung wurden zwei, das Fest wanderte vom Hafenvorplatz auf die Wiese, und es gab mit Opus („Live is Life“) das erste Mal einen bekannten Headliner. 3500 Menschen kamen. Seither gehen die Besucherzahlen hinauf. Im vergangenen Jahr waren es über 30.000. Heuer werden wieder so viele erwartet.

Dem Festival wird nachgesagt, dass es recht familiär ist. „Da haben sich über die Jahre echte Freundschaften entwickelt“, erzählt Penz. Finanziert wird es nach wie vor durch Spenden und Sponsoren, die Bands bekommen (bis auf die Hauptacts) kein Geld, die Helfer auch nicht. Die Stadt Wien schießt 20.000 Euro zu. Trotzdem, sagt Penz, geht es sich jedes Jahr knapp nicht aus – und sie müssen selbst zuschießen. Warum sie es sich dann überhaupt noch antun? „Gute Frage: Weil es super ist. Und weil so viele Menschen mit so viel Herz dabei sind.“ Und weil die beiden Gründer selbst für die Musik leben. Penz ist selbstständiger Baumeister und Bauingenieur, außerdem Gitarrist von Lichtwärts. Michael Klammer Sänger der Band und hauptberuflich Musiker.

Heimische Bands

Sie selbst wissen, wie schwierig es ist, als österreichischer Musiker Fuß zu fassen. Ein Grund, warum fast ausschließlich österreichische Bands auf dem Hafen Open Air spielen. Heuer konnten sie etwa Wolfgang Ambros, Birgit Denk & Band sowie Gypsy Kings featuring Pablo Reyes als Hauptact gewinnen – Letztere sind freilich nicht aus Österreich. Eine Ausnahme und der kleinen österreichischen Musikszene geschuldet – so viele Headliner gibt es nicht. „Wir haben auch andere angefragt“, sagt Penz. Aber Rainhard Fendrich hat heuer schon am Donauinselfest gespielt, Christina Stürmer war schon gebucht – so wie andere auch. So musste man ins Ausland ausweichen. Die Zuseher wird es wohl nicht stören. Jedes Jahr entscheidet eine Jury (etwa Ulli Bäer, der mit Lichtwärts auf der Bühne stehen wird), wer von den österreichischen Newcomern spielen darf. „Heuer haben sich 150 Bands aus Österreich angemeldet“, sagt Penz. Einzige Vorgabe: Sie müssen eigene Lieder haben. Die Bandbreite reicht von Pop über Reggae, Rap und Rock. Schlager und Hardrock wird man am Festival, das keinen Eintritt verlangt, vergeblich suchen.

Dafür gibt es ein Kinderprogramm mit Hüpfburg und Schminken, das Gastronomieangebot umfasst auch orientalisch und vegetarisch. Ein Manko – das Hafengelände liegt alles andere als zentral. Allerdings geht von der U-Bahn-Station Simmering jede halbe Stunde ein Shuttlebus.

Web:www.hafenopenair.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.