Stadtrechnungshof: Gangbetten als Sicherheitsrisiko

Allein im April des vergangenen Jahres gab es 300 Gangbetten in Wiens Gemeindespitälern.
Allein im April des vergangenen Jahres gab es 300 Gangbetten in Wiens Gemeindespitälern. Heinz Linke / Westend61 / picturedesk.com
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Die Prüfer des Stadtrechnungshofs weisen auf Probleme mit Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen hin. Zudem könnten Patientenrechte verletzt werden. Die Stadt kündigt weitere Maßnahmen an.

Wien. Was in Wiener Gemeindespitälern seit Jahren zum Alltag gehört und wovon schon zehntausende Patienten betroffen waren, wird nun auch vom Stadtrechnungshof als veritables Problem kritisiert – Gangbetten. Trotz mehrerer angekündigter Maßnahmen hätten die Bemühungen der Stadt bei weitem nicht gereicht, um den „Überbelag“, wie Gangbetten in Krankenhäusern bezeichnet werden, zu verhindern. Selbst dann, wenn keine Grippewelle grassiert oder eine andere, vergleichbare Ausnahmesituation besteht. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.1. Was genau kritisiert der Stadtrechnungshof in seinem Bericht?

Bemängelt wird eine Reihe von Aspekten, die mit Gangbetten in Verbindung gebracht werden – darunter etwa Probleme mit Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen (Behinderung der Fluchtwege) sowie die Verletzung von Patientenrechten (Privatsphäre). „Gangbetten stellen keine adäquate Form der Unterbringung dar und können Verletzungen gesetzlicher Verpflichtungen darstellen, weshalb derartige Betten künftig jedenfalls vermieden werden sollten“, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Auch in Sachen Brandschutz seien Gangbetten „als äußerst kritisch“ zu betrachten. Die Prüfung umfasst die vergangenen elf Jahre. Kritik übt der Stadtrechnungshof unter anderem daran, dass in den Jahren 2006 bis 2016 keine Auswertungsmöglichkeiten über die Anzahl und Dauer von Gangbetten zur Verfügung standen. Erst ab Mitte 2016 wurde daran gearbeitet, Gangbetten genau abzubilden. Der flächendeckende Einsatz dieses „Gangbetten-Tools“ war für den Herbst 2017 geplant. Die Auswertungen der Monate April bis Juni ergaben, dass in diesem Zeitraum pro Tag im Schnitt rund zwei Gangbetten länger als 24 Stunden aufgestellt waren. Im April waren 300 Gangbetten im Einsatz, wovon 210 zwischen zwölf und 24 Stunden und 90 Betten länger als 24 Stunden belegt waren. Rund drei Viertel der Gangbetten wurden im Donauspital und im Wilhelminenspital gezählt. Empfohlen wird daher, weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Gangbetten zu setzen und das Belagsmanagement zu verbessern.2. Wie reagiert die Stadt Wien auf die Vorwürfe?

Wie immer nach öffentlicher Kritik teilen die Verantwortlichen der Stadt und des Krankenanstaltenverbundes auch diesmal mit, dass Gangbetten nicht immer zu vermeiden seien und man an Maßnahmen arbeite, um sie zu verringern. Zu diesen zählten vor allem ein forciertes Entlassungsmanagement, interdisziplinäre Verlegungen (also Verlegungen zwischen Abteilungen) und die Zusammenarbeit mit Nachsorgeeinrichtungen. Mit der Rettung sei außerdem vereinbart worden, die Zufahrten unter den Krankenanstalten „ausgewogener“ zu steuern. Maßnahmen, die seit Jahren angekündigt werden, aber zu keiner Verbesserung der Situation geführt haben.

3. Welche Maßnahmen könnten Gangbetten komplett verhindern?

Notwendig wären weitreichende strukturelle Reformen wie etwa Bedarfsstationen, die nur im Notfall geöffnet werden – inklusive kurzfristiger Bereitstellung von Personal. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit von Notbetten in einzelnen Zimmern, die nur bei Bedarf belegt werden – wie das etwa in Spitälern der Vinzenz-Gruppe bereits Realität ist. Beides würde großen finanziellen und organisatorischen Aufwand bedeuten, in Wiens Krankenhäusern wird aber seit Jahren gespart.

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