Neos wollen Renner-Ring zu Prammer-Ring machen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Neos bringen eine alte Forderung wieder ins Spiel - mit neuem Namensvorschlag. Im Gedenkjahr des Anschlusses sei das ein wichtiges Zeichen.

Die Neos wollen dem Parlament eine neue Adresse geben: Wie die „Presse“ erfahren hat, fordern sie, den nach dem einstigen SPÖ-Bundeskanzler benannten Dr.-Karl-Renner-Ring umzutaufen. Die Forderung kommt zu einem historisch interessanten Zeitpunkt: Immerhin wird dieses Jahr 80 Jahren Anschluss gedacht.

Der SPÖ, die das in der Vergangenheit abgelehnt hat, soll das wohl mit dem alternativen Namensvorschlag schmackhaft gemacht werden: Die Neos können sich vorstellen, den Renner-Ring entweder wieder zum Parlamentsring zu machen (so hieß das Straßenstück bis 1956) – oder es nach der verstorbenen ehemaligen SPÖ-Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zu benennen.

Befürworter des NS-Anschlusses

Der ehemalige Kanzler Karl Renner gelte trotz seiner höchsten politischen Funktionen als historisch belastete und politisch umstrittene Persönlichkeit, meinen die Neos in einem Antrag im Bezirksrat, der der „Presse“ vorliegt. Er habe sich 1938 „unmissverständlich und öffentlich 'freudigen Herzens' für den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland“ ausgesprochen.

Obwohl die Tilgung von Namen radikal sei und nur sehr sorgsam angewendet werden sollte, sei es in diesem Fall angebracht, meinen die Neos. Eine bloße erklärende Zusatztafel sei in Anbetracht der Lage vor dem Parlament nicht ausreichend. „Eine Umbenennung (…) wäre im Gedenkjahr 2018 ein wichtiges Zeichen der Aufarbeitung der österreichischen Zeitgeschichte.“

Der Antrag ist gestern, Mittwoch, in der Bezirksvertretungssitzung (mit allen Stimmen außer denen der SPÖ) der Kulturkommission im Bezirk zugewiesen worden. Diese befasst sich jetzt mit dem Antrag - unter anderem mit der Frage, der alternativen Benennungen - und schickt ihn mit einer Empfehlung an die Bezirksvertretung zurück.

Lueger-Ring heißt nun Universitätsring

Es ist nicht das erste Mal, dass Renner als Namensgeber infrage gestellt wird. 2013 hatte die ÖVP gefordert, den Renner-Ring in Parlamentsring umzubenennen. Die SPÖ lehnte das ab und stellte erklärende Zusatzschilder zu Namensgebern in Aussicht.

Ein Jahr zuvor war der Dr.-Karl-Lueger-Ring vor der Universität Wien – vor allem wegen der antisemitischen Politik des einstigen christlich-sozialen Bürgermeisters – umbenannt worden. Dieses Ring-Teilstück heißt seitdem Universitätsring.

(beba)

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