Augartenspitz: Arbeiten für Konzertsaal begonnen

Augartenspitz Arbeiten fuer Konzertsaal
Augartenspitz Arbeiten fuer Konzertsaal(c) APA (BARBARA GINDL)
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Aktivisten sind auf Bäume geklettert, die gerodet werden sollen. Die Polizei musste einschreiten. Die Sängerknaben wollen am Bau festhalten - jetzt, wo alle rechtlichen Hürden genommen sind.

Die Bauarbeiten für eine neue Konzerthalle der Wiener Sängerknaben sind am Montag nun endgültig angelaufen. In den frühen Morgenstunden wurde mit der Einrichtung der Baustelle am Augartenspitz begonnen, teilten die Sängerknaben in einer Aussendung mit. Für die Aktivisten herrscht "Alarmstufe Rot": Einige von ihnen hatten das Areal zuvor besetzt und waren auf Bäume geklettert, um deren Rodung zu verhindern. Ein Teil davon wurde von der Polizei vom Grundstück entfernt.

Die Bürgerinitiativen wollen ihren Widerstand noch nicht aufgeben. Gegen Mittag hielten sich acht Personen in den Baumwipfeln auf, darunter auch Raja Schwahn-Reichmann vom "Josefinischen Erlustigungskomitee". Zu einem Zwischenfall kam es, als die Polizei ein weiteres Mal einschritt, um Demonstranten vom abgesperrten Areal zu entfernen. Diese hatten sich über Bauzäune Zutritt verschafft. Eine etwa 70 Jahre alte Frau klagte über Schmerzen und Herzprobleme, nachdem Beamte sie vom Grundstück getragen hatten. Sie wurde mit der Rettung ins Krankenhaus gebracht.

Anders als gegen jene Personen, die zu Fuß in das Areal eindrangen, ging die Exekutive nicht gegen die Baumbesetzer vor. Es sei nicht notwendig, diese mit Gewalt von den Bäumen zu holen. "Das ist der falsche Weg", betonte eine Polizei-Sprecherin.

Die Arbeiter nahmen trotz der Vorfälle nach mehrstündiger Unterbrechung die Rodungsarbeiten wieder auf. Sie ließen sich weder von den Aktivisten im Geäst noch von den "Aufhören"-Rufen beeindrucken. Filmarchiv-Chef Ernst Kieninger, der ebenfalls vor Ort war, sprach von Behinderungen und Einschränkungen des Betriebs. Er ärgerte sich aber nicht über die Besetzer: "Die Aktivisten machen von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch." Die Gegner werden heute ab 15 Uhr eine Kundgebung am Augartenspitz abhalten, kündigte Hottenroth an.

"Wir dürfen, wollen und werden bauen"

Seitens der Sängerknaben wurde betont, man werde vorerst nichts gegen die Aktivisten auf den Bäumen unternehmen, um niemanden zu gefährden. "Wir hoffen weiterhin auf Vernunft und die Einsicht der Gegner, sich mit ihren Argumenten und Forderungen nicht durchgesetzt zu haben", so ein Sprecher. Nach der Einrichtung der Baustelle erfolge nun als nächster Schritt die Untersuchung des Bodens etwa auf eventuelle Altlasten. Dies sei aber eine übliche Maßnahme bei Bauvorhaben und kein Spezifikum des Konzertsaal-Projekts, wurde betont.

Es liegen nun alle rechtlichen Bescheide vor, um das Projekt in Angriff zu nehmen. Eine weitere Verschiebung der nächsten Schritte sei nun nicht mehr möglich. "Die vorgesehenen Umpflanzungen, Baumsicherungen, Fällungen und Totholzentfernungen müssen jetzt erfolgen", hieß es in der Aussendung. "Wir dürfen, wollen und werden bauen."

Der Streit zwischen Sängerknaben und Bürgerinitiativen dauert bereits seit Jahren an. Zuletzt sollte es Mitte Februar ein Treffen geben, um Probleme zu erörtern. Der Termin war jedoch gescheitert, worauf Walter Nettig, Präsident der Sängerknaben, ankündigte, am projektierten Musikzentrum nicht mehr rütteln zu wollen.

Grüne Kritik, Häme von der FPÖ

Scharfe Kritik an der "harten Vorgangsweise" übten die Wiener Grünen. Mit Motorsägen gegen die Augarten-Schützer aufzufahren, zeuge nicht vom Willen, den Konflikt friedlich und gemeinsam mit den Anwohnern lösen zu wollen, empörte sich die grüne Planungssprecherin Sabine Gretner in einer Aussendung. "Wir werden nicht zulassen, dass viele Grünflächen in Wien sukzessive verkleinert werden. Dieser Bau ist Zeugnis der Beton-Politik von (SP-Bürgermeister Michael, Anm.) Häupl, (Sängerknaben-Präsident Walter, Anm.) Nettig und Co.", ergänzte Umweltsprecher Rüdiger Maresch.

"Erfreut über das konsequente Vorgehen gegen die grünen Fußtruppen am Augartenspitz" zeigte sich hingegen die Freiheitlichen. "Auch linke Gutmenschen mit Tagesfreizeit sollten irgendwann einsehen, dass sie sich nicht über Recht und Ordnung hinweg setzen können", so Wolfgang Seidl, Obmann der FPÖ-Leopoldstadt. Falls die "grünengesteuerten Berufsdemonstranten" die Bauarbeiten in ihrer penetranten Selbstgerechtigkeit trotzdem weiter verzögerten, sollten sie mit Schadenersatzklagen eingedeckt werden, so die blaue Forderung.

(APA)

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