Staatsoper: Neuer (alter) Glanz nach 150 Jahren

Stuckelemente, Vergoldung, Statuen, Wandmalerei oder Naturstein an den Wänden: Die Schwindloggia glänzt wie neu.
Stuckelemente, Vergoldung, Statuen, Wandmalerei oder Naturstein an den Wänden: Die Schwindloggia glänzt wie neu.(c) APA/HERBERT PFARRHOFER
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Kurz vor dem Jubiläum im neuen Jahr ist die Renovierung der Prunkräume des Hauses am Ring abgeschlossen – Loggia und Schwindfoyer glänzen wieder, ein kleines Detail fehlt.

Wien. In der Wiener Staatsoper brennt nun wieder Licht. Dem Prunk würdiges Licht, Festbeleuchtung also, das Haus am Ring braucht sich nicht mehr zu verstecken. „Es ist wieder eine Freude, hier hereinzukommen“, sagt Staatsoperndirektor Dominique Meyer.

Zuvor war das anders, „früher haben wir diese Bereiche absichtlich nicht zu hell beleuchtet, um die Misere nicht zu zeigen“, sagt er, damit die Besucher nicht zu genau sehen, dass im Prunkbau am Ring sprichwörtlich der Lack schon etwas ab war.

Am schlimmsten, sagt er, sei es in der Loggia gewesen, hier konnte man sogar Spuren der Kriegsschäden aus 1945 sehen. Aber das ist nun vergessen. Pünktlich zum 150. Jubiläum der Staatsoper im kommenden Jahr sind die Restaurierungsarbeiten in den Prunkräumlichkeiten abgeschlossen. „Es ist wieder wunderschön“, so Meyer bei der Präsentation am Montag, und zeigt das wieder prachtvolle Schwindfoyer und die Schwindloggia. Dort wurde die Restaurierung zuletzt abgeschlossen.

Der erste Teil der Arbeiten, die Renovierung des Vestibüls, wurde bereits Ende Oktober 2017 finalisiert, nun folgten als zweites Baulos die im ersten Stock zum Ring hin gelegenen Räumlichkeiten.

Staub und Schmutz entfernt

14 Leinwandgemälde und die vergoldeten Blumenbouquetbilder an den Wänden wurden vom Schmutz gereinigt, Stuck und Wandfarbe wurden erneuert, die Vergoldung glänzt wieder wie neu. Vor allem in der am schlimmsten betroffenen Loggia sticht der neue, farbintensivere Eindruck der Malerei ins Auge. Alles, so Meyer, sei mit viel Liebe, Kompetenz und Sorgfalt gemacht worden.

Christian Kirchner, der Geschäftsführer der Bundestheaterholding, hob hervor, dass es sich bei den Arbeiten um die erste substanzielle Restaurierung seit dem Wiederaufbau 1955 gehandelt habe: „Teilweise wurden erst jetzt die Spuren des Krieges entfernt.“ Im März 1945 stand die Staatsoper, getroffen von Bomben, in Flammen. Weil es kein Löschwasser gab, wütete das Feuer zwei Tage, Dächer stürzten ein, das Haus wurde weitgehend zerstört, bis auf Hauptmauern, Stiegenhaus und Vorderfront blieb nur eine Ruine. Ab 1947 wurde das traditionsreiche Haus wiederaufgebaut und 1955 wiedereröffnet – „das wurde perfekt gemeistert, aber die Ressourcen waren andere als heute“, sagt Oliver Schreiber vom Bundesdenkmalamt. Und so waren zum Beispiel in der Loggia noch Versalzungen und Vergipsungen als Folgen des Wassereintritts zu sehen.

Ziel sei nun gewesen, störende, unpassende Zutaten aus den 1950er Jahren zurückzudrängen, jedoch nicht alle Spuren zu beseitigen. „Wir wollten die Phase der 1950er Jahre nicht konterkarieren, nur geringfügig anpassen. Die Oberflächen sind jetzt so, wie sie damals gestaltet wurden, nur wo es nötig war, wurde gereinigt, korrigiert und retuschiert“, sagt Schreiber. Ziel sei es, eine „monochrome Fassung“ herzustellen. Die damals beim Wiederaufbau gewählte rosa Wandfarbe wurde korrigiert, sie erscheint nun wieder im zur Fassade passenden Ocker.

Zu den Gesamtkosten der Renovierung von 1,427.000 Euro haben die Gesellschaft der Denkmalfreunde und private Sponsoren 58.000 Euro sowie das Bundesdenkmalamt (BDA) 53.000 Euro beigetragen, den Rest hat die Bundestheaterholding finanziert. Schließlich ist diese Holding für die Erhaltung der Häuser – genau genommen für jene Bereiche, zu denen das Publikum Zutritt hat – zuständig.

Neues Schwert für Heroismus

Ganz fertig sind die Arbeiten aber auch heute noch nicht ganz: Eine der Statuen in der Loggia, die ebenfalls restauriert wurden, steht dort derzeit noch wehrlos. „Beim Heroismus ist 1945 das Kurzschwert verloren gegangen“, so Schreiber. Das werde derzeit neu geschmiedet. Aber, auch ohne Schwert: Schwindloggia, Schwindfoyer die Bronzestatuen in den Arkadenbögen leuchten nun wieder in neuem (alten) Glanz – und in voller Beleuchtung, „dass es jeden Tag eine Freude ist. Schauen Sie nach oben“, animiert Direktor Mayer seine Gäste, diesen Glanz auch zu bestaunen. „Man sollte ja viel mehr nach oben schauen.“ (cim)

Die Renovierung

Zwei Baulose. Die Renovierungsarbeiten der Prunkräume wurden in zwei Baulose geteilt: Das Vestibül wurde von Juli bis Ende Oktober 2018 renoviert, Schwindfoyer und Schwindloggia zwischen April und Dezember 2018. Die Arbeiten haben damit etwas länger gedauert als zunächst geplant.

Mit 1,427 Millionen Euro waren die Arbeiten etwas teurer als veranschlagt (1,1 Millionen Euro). Das liege daran, dass die Renovierung der Schwindloggia komplexer gewesen sei als angenommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2018)

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