Ein Truck fährt für die Umwelt

Natalie Henien und Peter Gottwald kam die Idee für den nachhaltigen Foodtruck beim Karotten entsaften.
Natalie Henien und Peter Gottwald kam die Idee für den nachhaltigen Foodtruck beim Karotten entsaften.Valerie Voithofer
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Der Foodtruck „GrünStoff“ tourt mit gesundem Essen durchs Land. Dafür sollen Umwelt und Geldbörserl möglichst wenig leiden.

In der Nähe des Wiener Gasometers, umgeben von grauen Firmengebäuden, parkt ein hellblauer Truck. Die Klappe ist offen, Fotografien und eine vergilbte Rechnung hängen an der Innenwand. „Die Rechnung unserer ersten Kundin, damals auf einem Goa-Festival“, erzählt Peter Gottwald. Gemeinsam mit seiner Partnerin Natalie Henien betreibt er den Foodtruck „GrünStoff“. Die Mission: gesundes Essen zu moderaten Preisen bieten, für das auch die Umwelt nicht draufzahlen soll.

Die Idee dazu entstand beim Karotten entsaften. „Peter war unglücklich in seinem Job als Angestellter in der Eventbranche“, sagt Henien. „Und ich habe mich gerade darüber aufgeregt, dass es nirgends eine gesunde Alternative für die Mittagspause gibt.“ Da sei Gottwald die Idee gekommen: „Warum nicht einfach mit einem gesunden Foodtruck etwas verändern?“

Das war im Oktober 2017, kurze Zeit später kaufte das Paar den Truck in Deutschland: einen gebrauchten, knallgelben DHL-Bus. Eine blaue Lackierung später lieferte der Bus nicht mehr Pakete aus, sondern Smoothies, Strudel und Chili con Carne. Seit einem Jahr touren die beiden durch Österreich. Der Bus, den sie „Frida“ nennen, ist mit Erdgas betrieben. Eine Alternative mit Elektroantrieb sei momentan zu kostspielig. „Aber vielleicht kommt das ja noch“, sagt Gottwald.

Das Obst und Gemüse für die Speisen und Getränke sei saisonal und komme aus einem Umkreis von 20 Kilometern – Ausnahme seien die Bananen und Melonen. „Es werden zwar Bananen in der Steiermark gezüchtet, aber das ist leider recht teuer“, sagt Gottwald. Bio ist das Obst und Gemüse nicht – bewusst habe man sich dagegen entschieden. „Viele kleine Betriebe können sich die teuren Biosiegel nicht leisten. Wir bevorzugen es, wenn wir die Landwirte persönlich kennen und es transparent bleibt“, sagt Gottwald. „Denn mit Bio wird viel Schindluder getrieben.“

Rabatt bei Mehrwegboxen

Plastik wird von „GrünStoff“ keines verwendet, alle Verpackungen sind kompostierbar und umweltfreundlich. Wer seine eigene Mehrwegverpackung mitnimmt, bekommt einen Rabatt von 20 Cent. „Das ist immer lustig zu sehen, wenn die Männer in Anzug und Krawatte mit ihrem Topf bei uns anstehen“, sagt Gottwald.

Der Hauptstandort in der Guglgasse 15 ist von großen IT- und Softwarefirmen umgeben. Auch Henien arbeitet in einer der benachbarten Firmen als Rezeptionistin, während Gottwald hinter der Theke steht. „Weit und breit gab es hier in der Nähe keine gesunde Alternative für das Mittagessen. Deshalb haben wir uns für den Standort entschieden“, sagt Henien.

Jedes Wochenende stehe man mittlerweile anderswo. „Wir wollen mobil sein, das Land sehen und direkt zu unseren Kunden kommen.“ Am Dienstag gastiert der Bus in Traiskirchen, Mittwoch und Donnerstag steht er dann wieder in der Guglgasse. Wo sich der Bus gerade auf seiner Tour befindet, kann man online auf der Webseite (www.gruenstoff.at) nachlesen. „Wir freuen uns sehr, wenn sich Leute an den verschiedenen Orten an uns erinnern können“, sagt Gottwald.

Immer wieder muss er das Interview kurz unterbrechen und in den Truck zurück – die Kunden sind hungrig. Es ist erst kurz nach 10 Uhr, aber trotzdem wandert schon Curry über die Theke. „Ich wundere mich ja selber, aber manchmal sind wir schon um halb eins ausverkauft“, sagt Gottwald. Besonders das Chili und die Smoothies seien beliebt.

Diese sind nach Helfern und Wegbegleitern benannt. So wie etwa Gottwalds Vater Karl, der ihnen bei der 14-stündigen Überfahrt des Trucks half, und dem die beiden eine Mischung aus Ananas, Petersilie, Gurke und Ingwer widmeten. Die Hommage an Heniens Mutter Myka wird aus Banane, Apfel, Ananas und Kurkuma gemixt. „Sie hatte anfangs immer kritisches Feedback für uns parat“, erzählt Henien. „Aber ich glaube, mittlerweile haben wir sie überzeugt.“

ZU DEN PERSONEN

GrünStoff. Im Juli 2018 starteten Natalie Henien und Peter Gottwald die GrünStoff OG. Zutaten, Verpackungen und Sprit für den Bus seien möglichst umweltfreundlich. „Die Preise gestalten wir so, dass man für sein Geld auch was bekommt“, sagt Gottwald. So kostet etwa ein Smoothie 4,90€, das Linsencurry 6,90€. Das Modell rechne sich mittlerweile auch finanziell. Momentan arbeitet Henien noch als Rezeptionistin. Das Ziel: Bald gemeinsam fix im Truck stehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2019)

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