Sperrstunde sechs Uhr früh ist fix

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Vermutlich ab Ende Juli dürfen Discos und Clubs bis sechs Uhr früh offen halten. Jedes Lokal braucht dafür eine Genehmigung. Die neue Verordnung wird demnächst zur Begutachtung an die Bezirke versandt.

Wien. Für die einen ist sie „längst überfällig“ („Praterdome“-Chef Thomas Züchner). Andere sehen durch sie die Nachtruhe gefährdet. Fest steht: Die viel diskutierte und von Bürgermeister Michael Häupl erstmals Anfang Mai laut angedachte Ausweitung der Sperrstunde für bestimmte (Tanz-)Lokale von vier Uhr auf sechs Uhr früh kommt fix.

Und das ziemlich bald: Bereits Ende Juli könnte die entsprechende Verordnung in Kraft treten, sagt eine Sprecherin der zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SP). Stadt und Wirtschaftskammer haben sich auf einen Kompromiss geeinigt, mit dem, wie der Obmann der Wiener Gastronomen, Willy Turecek, hofft, „alle leben können“.

Die Sperrstunde um sechs Uhr früh wird nämlich nicht, wie von einigen befürchtet, für alle Lokale gelten, sondern nur für jene, die in die neu geschaffene Betriebsart „Diskothek-Clubbinglounge“ fallen. Durch die „Erfindung“ eines neuen Lokaltyps sei die juristische Möglichkeit geschaffen worden, länger offen zu halten, so Turecek. In die neue Betriebsart fallen Discos und – etwas vage formuliert – Lokale „in denen Gäste mit lauterer Musik“ unterhalten werden. Dazu zählen jene Lokale, die derzeit als „Bar“ gelten und bis vier Uhr früh offen halten dürfen. Wienweit sind das etwa 900. Davon werden, schätzt Turecek, 300 um Genehmigung ansuchen. Entschieden wird von Fall zu Fall vom zuständigen Magistratischen Bezirksamt.

Nicht alle Lokalen wollen offen halten

Die neue Verordnung wird demnächst zur Begutachtung an die Bezirke versandt. Diese können Stellungnahmen abgeben, verhindern können sie die Ausweitung der Sperrstunde aber de facto nicht mehr. Begeistert sind aber nicht alle. Für City-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (VP) ist eine Sperrstunde in den frühen Morgenstunden nur für ein einziges Lokal denkbar: für das Flex am Donaukanal, weil das abseits der bewohnten Innenstadt liegt. Die Bezirkschefin der Josefstadt, Veronika Mickel (VP) kennt die Verordnung noch nicht im Detail, kann sich eine verlängerte Sperrstunde im Wohngebiet aber nicht vorstellen.

Muss sie vielleicht auch nicht: Denn nicht alle wollen die Möglichkeit nutzen. Herbert Molin etwa, der das „rhiz“ im Achten betreibt, wird weiter um vier Uhr schließen. „Um diese Zeit ist das Publikum am Gürtel nicht sehr angenehm. Da bräuchten wir Security, das würde sich nicht rentieren.“Andernorts, in der Großraumdisco Praterdome im Zweiten, ist man über die spätere Sperrstunde erfreut. Schon jetzt hält der Praterdome samstags dank einer Ausnahmegenehmigung der Polizei bis sechs Uhr offen. „Wenn wir 2500 Leute um vier Uhr vor die Tür stellen, ist das eine viel größere Lärmbelästigung“, sagt Betriebsleiter Züchner. Ähnlich sieht das Renate Kaufmann (SP), Bezirkschefin von Mariahilf. Auch in ihrem Bezirk haben einige Clubs schon jetzt dank Ausnahmegenehmigung bis sechs Uhr früh offen. „Das funktioniert bei uns besser als die Sperrstunde um vier Uhr früh.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2011)

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