Beatrixbad: Comeback des ältesten Wiener Bades

(c) Felix Krepler
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Das im Jahr 1888 erbaute und in Vergessenheit geratene Bad im dritten Wiener Bezirk soll wieder instand gesetzt und als Teil eines Fitnessclubs revitalisiert werden. Die Wiederentdeckung erfolgte Ende 2010.

Wien. Ziemlich lange hat es gedauert, nun aber soll der Dornröschenschlaf zu Ende gehen: Im Frühherbst beginnt der Umbau des alten Beatrixbades in der Linken Bahngasse 9 in dritten Bezirk, dezente Vorarbeiten dafür sind in den vergangenen Wochen bereits angelaufen. Das von Josef von Wieser errichtete Bad soll – in einen Fitnessclub integriert – 2012 wieder eröffnet werden.

Die Wiederentdeckung der Anstalt – sie war nach dem Krieg in Vergessenheit geraten – erfolgte Ende 2010. Nicht nur der neue Besitzer des Hauses, Norbert Winkelmayer, hatte Interesse an einer Wiederherstellung des Bades, sondern auch eine im Wiener Untergrund forschende Gruppe, welche zur selben Zeit auf die Anstalt aufmerksam geworden war.

Kurz zuvor noch beim alten Hauseigentümer abgeblitzt, zeigte sich der neue Besitzer nun aber kooperativ und gewährte der Forschergruppe namens „Verborgene Räume“, die eng mit den Bezirksmuseen zusammenarbeitet, Zutritt zum Bad.

Bad machte Bonbonfabrik Dampf

Diese vornehmlich in noch unentdeckten, unterirdischen Räumen (wie in Kellern, Schächten oder Gängen) forschende Gruppe machte auch hier spannende Entdeckungen: „Wir fanden unter anderem einen tiefen, aus Ziegeln gebauten Grundwasserbrunnen, welcher das Wasser für das 20 Meter lange Becken lieferte“, erzählt Thomas Keplinger. Keplinger, einer der teilweise fachlich gebildeten (Kunsthistoriker etc.), teilweise hobbymäßig im Untergrund forschenden Leute, wurde ursprünglich auf die Anlage aufmerksam: Von der Schnellbahn aus erblickte er nämlich den Turm hinter dem Haus in der Unteren Bahngasse 9 und schloss daraus, dass hier einst ein großer, mit Dampf arbeitender Betrieb untergebracht war.

Tatsächlich wurde die zum Bad gehörende Infrastruktur auch von der Süßwarenfabrik Heller, die dort ihre erste Niederlassung hatte, mitbenützt. Die Produktion der Bonbons erfolgte mit dem Dampf aus dem Beatrixbad. Auch eine andere Institution war damals eng mit dem Bad verbunden: der jüdische Verein Hakoah. Die 1910/11 gegründete Schwimmsektion trainierte zu Beginn im Beatrixbad. Die Wiener Untergrundgruppe hofft nun, dass möglichst viel von der alten Bausubstanz – insbesondere das wunderschöne Ziegelgewölbe und der Marmorbrunnen – erhalten bleibt.

Ausstellung geplant

Die größtmögliche Bewahrung des ursprünglichen Zustandes scheint jedenfalls auch dem neuen Hausbesitzer Norbert Winkelmayer ein großes Anliegen zu sein. Veränderungen würden nur dort vorgenommen, wo es aus sicherheitstechnischen Gründen unbedingt notwendig sei, sagt er. Einen Hinweis auf das Bad soll es übrigens auch auf der Außenfront des Hauses geben: Nach Originalplänen gestaltet wird in großen metallenen Lettern die Aufschrift „Beatrix-Bad“ zu lesen sein.

Parallel zur Eröffnung werde es auch eine Ausstellung im Bezirksmuseum Landstraße geben, so Winkelmayer.

Wie immer es im Souterrain des Hauses in der Linken Bahngasse ab Herbst 2012 auch aussehen mag: Das Hernalser Jörgerbad wird seinen Rang als bis dato ältestes Bad der Bundeshauptstadt wohl an das Beatrixbad abgeben müssen.

Auf einen Blick

Das Beatrixbad im dritten Bezirk wurde 1888 von Josef von Wieser errichtet, sein Dampf wurde einst von der Süßwarenfabrik Heller zur Bonbonproduktion benutzt. Später geriet das Bad völlig in Vergessenheit und wurde erst im Vorjahr wieder von einer auf unterirdische Räume spezialisierten Forschungsgruppe entdeckt. Im kommenden Jahr soll das Bad als Teil eines neuen Fitnessclubs wieder eröffnet werden. Damit würde es dem Hernalser Jörgerbad den Rang als ältestes Bad Wiens ablaufen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2011)

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