Aus dem Archiv: Grünes Licht für grünen Stadtteil

(c) APA
  • Drucken

Bei Alterlaa soll eine "Gartenstadt" entstehen. Grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou will in Kürze mit den Planungen für die erforderlichen Umwidmungen beginnen. Das Interesse von Wohnbauträgern sei groß.

Wien. Weshalb übersiedeln Jahr für Jahr durchschnittlich 19.000 Wiener (im Vorjahr waren es exakt 19.099) nach Niederösterreich? Weil sie sich ihren Traum vom Wohnen im Grünen erfüllen wollen. Wien – genauer die grüne Planungsstadträtin Maria Vassilakou – will nun diesem Trend gegensteuern. Und mehr Grün nach Wien holen.

In der Nähe des Wohnparks Alterlaa im 23. Bezirk soll eine „Gartenstadt“ entstehen – mit vielen grünen Freiflächen, Wohnhäusern mit Gartenterrassen, auf Fassade und Dach begrünten Gemeinschaftsgaragen, witterungsgeschützten Fußwegen, Radwegen, E-Bike-Leihstellen. Der Architekt Ramesh Kumar Biswas hat für das Gebiet „In der Wiesen“ zwischen den U6-Stationen Alterlaa und Erlaaer Straße einen Masterplan für die Stadt Wien erstellt. Auf dessen Grundlage will Vassilakou, wie sie im Gespräch mit der „Presse“ ankündigt, in Kürze mit den Planungen für Umwidmungen beginnen.

Das Interesse von Wohnbauträgern an diesem Projekt sei groß, in ungefähr zwei Jahren werde gebaut. Ohne großes Aufsehen haben zuletzt mehrere Bauträger Grundstücke in der Gegend gekauft. Auch bestehende Gemeindebauten aus den 1970er-Jahren sollen in den neuen Stadtteil einbezogen und aufgewertet werden.

Im Zentrum liegt landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Und das soll auch so bleiben. Die Flächen werden als „imagebildendes Element“ in die Entwicklung miteinbezogen. Bewohnern soll die Möglichkeit gegeben werden, auch selbst Produkte anzubauen. Unter Experten nennt sich das Urban Farming und City Gardening. Oder, wie es der Masterplan ausdrückt: „Gärtnern und Landwirtschaft wird in die Freiraum- und Freizeitgestaltung eingebunden.“ Stadtökologie und Mikroklima sollen von den grünen Flächen profitieren.

Vizebürgermeisterin Vassilakou: „Wir holen einen Welttrend nach Wien. Wir schaffen ein grünes Paradies mitten in der Stadt. Das Häuschen im Grünen ist ein Wohntraum, den jeder hat. Das endet aber in einer Welt, in der man eineinhalb Stunden im Auto sitzt, um zur Arbeit zu gelangen. Daher zaubern wir das, was wir auf dem Land lieben, in die Stadt hinein. Wir wollen Qualitäten anbieten, sodass junge Paare hierbleiben und nicht ins Wiener Umland ziehen.“

„Chinesische Mauer“ überwinden

Architekt Biswas assistiert: „Urban Farming, City Gardening sind nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein soziales Projekt, das gegen Vereinsamung Älterer und für die Integration neu nach Österreich Zugezogener wirken soll.“ Der Raum im Umfeld der Wohnungen soll noch vor den Gebäuden geplant werden – im Normalfall funktioniert es umgekehrt. Die U6-Trasse, die als „chinesische Mauer“ wirkt, so Architekt Biswas, soll an einer Stelle überbaut werden. In unmittelbarer U-Bahn-Nähe sieht der Masterplan „Öko-Hochhäuser“ als sichtbares Zeichen für die Urbanität von Liesing mit klassischer Nutzung von Büros, Appartements bis zu Geschäften vor.

Gewissermaßen Grundstein dieser grünen Stadt in der Stadt könnte ein Schulcampus sein, der als Erstes errichtet werden soll. Dass das Gebäude nach neuesten ökologischen Kriterien gebaut wird, ist für das Projektteam selbstverständlich. Im Unterricht soll es nach Masterplan-Vorgaben einen Umweltschwerpunkt geben, an den Abenden und Wochenenden soll das Haus als Volkshochschule dienen. Schwerpunkt, natürlich: Urban Farming. Städter könnten hier lernen, wie sie Gemüse anbauen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentare

Grüne Fantasie für Wien

Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou setzt in der Stadtplanung erste Akzente. Nach elf Monaten im Amt.
Symbolbild
Wien

Grüne Städte – Wien hinkt im internationalen Vergleich hinterher

Ob Wiederbewaldungsprojekt in Mailand oder eingigantischer Low-Tech-Komplex im japanischen Fukuoka: Was in Wien noch in den Kinderschuhen steckt, gehört in anderen Metropolen schon seit vielen Jahren zum Alltag.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.