Von Spitälern abgewiesen: 26-Jährige verliert Kind

Spitaeler wiesen blutende Schwangere
Spitaeler wiesen blutende Schwangere(c) BilderBox (BilderBox.com / Erwin Wodicka)
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Zwei Wiener Krankenhäuser haben die Schwangere abgewiesen, obwohl sie eine Sturzblutung erlitten hat. Die Spitäler weisen die Verantwortung zurück.

Zwei Wiener Krankenhäuser haben eine 26-jährige Schwangere abgewiesen, obwohl sie Sturzblutungen hatte. Am vergangenen Sonntag hat Sandra W. ihr Kind verloren, berichtet der "Kurier". Seit Mittwoch ist die Patientenanwaltschaft involviert. Die beiden Spitäler wiesen die Vorwürfe zurück, die Frau hätte sich nicht als Notfall angemeldet und nur von leichten Blutungen gesprochen. "Menschen müssen in Krankenhäusern behandelt werden", sagte Gesundheitsminister Alois Stöger.

Die 26-Jährige, die in der 13. Woche schwanger war, begann demnach in der Nacht zum 12. Jänner stark zu bluten. Die Eltern ihres Freundes brachten sie in das Krankenhaus Göttlicher Heiland im 17. Wiener Gemeindebezirk. Zwei Ärztinnen hätten sie dort untersucht und ein Ultraschall gemacht, erzählt die Schwangere dem "Kurier". Die Ursache für die Blutungen fanden sie jedoch nicht. Nach 20 Minuten Untersuchung habe man sie mit den Worten "Ihr Kind lebt" nach Hause geschickt, so die 26-Jährige. Man habe ihr Bettruhe und Medikamente verordnet und sie am Folgetag zu einer Untersuchung bestellt, zu der sie nicht erschienen sei, teilte das Krankenhaus mit.

Kein Platz im AKH

Weil die Blutungen nicht aufhörten, suchte die 26-Jährige am folgenden Tag das AKH Wien auf. Dort wurde sie weder aufgenommen ("Dort sagte man mir, man habe keinen Platz, um mich aufzunehmen.") noch untersucht.

Am nächsten Tag startete die junge Frau einen dritten Anlauf in der Rudolfstiftung. Die 26-Jährige wurde stationär aufgenommen und musste drei Nächte bleiben. Eine Ärztin diagnostizierte, dass ein Stück vom Mutterkuchen abgegangen war, weil sich dort ein Hämatom gebildet hatte. 

"Kein Allheilmittel gegen Verlust des Kindes"

Die Spitäler wiesen jegliche Schuld von sich. Die Frau habe sich im AKH in der Schwangerenambulanz zur Geburtsanmeldung und nicht als Notfall vorgestellt, so die Reaktion des Wiener Spitals. Martin Langer, Oberarzt für Frauenheilkunde am AKH, bezweifelt, dass der Frau und ihrem ungeborenen Kind geholfen hätte werden können. "Gegen den Verlust eines Kindes in der Frühschwangerschaft gibt es kein Allheilmittel."

Albert Mayer, Primar der Gynäkologie des Göttliche Heiland bedauerte, "dass wir die Patientin nicht aufgenommen haben". Ein Verschulden des Krankenhauses sieht er nicht: "Ob strenge Bettruhe geholfen hätte, die Schwangerschaft zu erhalten, ist fraglich." Er will daher auch keine personellen Konsequenzen ziehen.

In eine Aussendung vom Donnerstag bedauerte das Krankenhaus Göttlicher Heiland, dass man die Schwangere nicht besser psychologisch betreut habe. "Hier hätten wir etwas besser machen können: Die stärkende Kommunikation ist uns in dieser Situation offensichtlich nicht gelungen." Ob dies den Abgang der Schwangerschaft verhindern hätte können, sei fraglich: "Fast jede vierte Schwangerschaft geht in den ersten Wochen verloren."

(Red.)

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