Alte Donau: Eislaufen in der Märchenlandschaft

(c) Bernhard Lichtenberger
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Die frostigen Temperaturen haben Teile der Alten Donau zufrieren und die Eisdecke auf einige Zentimeter anwachsen lassen – dick genug für Eisläufer und Eishockey-Spieler. Vorsicht ist dennoch geboten.

Knackige Kälte, sanft schimmernder Sonnenschein und ein blau-grauer Himmel – auf der Alten Donau glitzert die Luft am Samstagnachmittag wie mit tausenden Diamanten durchsetzt. Einige Dutzend Eisläufer und Eishockey-Spieler haben aus der sibirischen Winternot eine Tugend gemacht und ziehen auf der einige Zentimeter dicken, funkelnden Eisdecke munter ihre mehr oder weniger grazilen Bahnen – Kinderstimmen, kondensierender Atem und das leise Knirschen unter den Kufen machen die Märchenlandschaft rund um das Gänsehäufel perfekt.

„Wir sind schon zum zweiten Mal in dieser Woche hier“, sagt Bianca Kofler aus der Josefstadt. „Die Atmosphäre hier ist einzigartig. Die tiefen Temperaturen, die atemberaubende Naturkulisse und die vielen Erinnerungen, die man in dieser Gegend eigentlich mit dem Sommer verbindet, machen das Eislaufen auf der Alten Donau zu einem unvergesslichen Erlebnis.“ Die Erinnerungen, von denen die Medizinstudentin spricht, sind besonders süße, wie ihr Freund Christian Auer verrät. „Wir haben uns hier vor dreieinhalb Jahren kennengelernt, beim Sonnenbaden im August“, blickt der Jungmediziner zurück und gerät ins Schwärmen. „Ich habe sie um etwas Sonnencreme gebeten, wir kamen ins Reden, der Rest ist Geschichte. Daher hat dieser Ort natürlich eine ganz besondere Bedeutung für uns, im Sommer wie im Winter.“

Eislaufen auf zugefrorenen Seen und Flüssen habe von Haus aus etwas Romantisches und Zauberhaftes. „Ob in Filmen oder in der Literatur, auf der von feinstem Puderzucker bedeckten Eisdecke von Naturgewässern hat schon so manche große Liebesgeschichte ihren Anfang oder ihr Ende genommen“, sagt Christian strahlend und nimmt seine Freundin in den Arm. „Wer vor so einer Kulisse keine romantischen Gefühle entwickelt oder sich nicht an seine Kindheit erinnert fühlt, dem kann ich auch nicht mehr helfen.“

Unsichtbare Gefahr. Ob die beiden denn keine Angst hätten, auf dem stellenweise dünnen Eis einzubrechen? Schließlich rät die MA 45 (Abteilung Wiener Gewässer) explizit vom Eislaufen auf der Alten und Neuen Donau ab. „Ach, die Behörden warnen doch jedes Jahr davor und malen den Teufel an die Wand“, so Bianca. „Wir kennen die Gefahren, meiden das Eis in Schilfnähe und dunkle Flächen. Außerdem sind wir nie allein, es gibt hier so viele andere Eisläufer, die im Ernstfall schnell einschreiten und Hilfe holen können.“

Eine Gelassenheit, die bei Oberstadtbaurat Martin Kollar von der MA 45 für verständnisloses Kopfschütteln sorgt. „Die Gefahren des Eislaufens auf Gewässern werden unterschätzt“, beklagt Kollar. „Dabei gibt es jedes Jahr aufs Neue Unfälle aufgrund von nachlässigem Verhalten.“ Besonders kritisch seien Gewässer mit eisfreien Stellen und Strömungen. Das Risiko einzubrechen sei einfach zu groß.

Trotz solcher Warnungen haben sich am Samstag auch die jungen Eltern Martina und Gerhard Maier mit ihrem siebenjährigen Sohn Dominik auf das Eis gewagt. „Uns geht es um das Naturerlebnis“, betont Martina. „Die Weite der Donau, der dichte Schilfgürtel als natürliche Begrenzung und das Spiegeln der Sonne auf dem Eis – dieses Schauspiel ist mit künstlich angelegten Eislaufplätzen wie dem auf dem Rathausplatz nicht zu vergleichen.“

Auch für den kleinen Dominik sei die Donau der viel spektakulärere und aufregendere Ort, um sich auch in der kalten Jahreszeit etwas zu bewegen, als eine „geschlossene Eislaufhalle mitten in der Stadt“. „Wir halten uns nur an den Stellen auf, an denen wir das Gefühl haben, dass die Eisdecke dick genug ist. Den Kleinen lassen wir sowieso nie aus den Augen“, beteuert Christian. „Und was die Kälte angeht – schlechtes Wetter gibt es nicht, nur schlechte Kleidung. Wir haben nun einmal Winter.“

Um die Eisstärke zu prüfen, habe er im Übrigen immer einen Stock dabei. Dieser diene auch zum Abstoßen. Mitunter kann er auch bei Notfällen helfen. Aber von Notfällen wollen die beiden Naturliebhaber nichts wissen. Zu reizvoll ist das Ambiente eines gefrorenen Sees, das wegen der vorhergesagten Minusgrade auch in den kommenden Tagen hunderte Eisläufer zur Alten und Neuen Donau locken wird. 

Eislaufen - Vereiste Seen

Die Eislaufsaison am Neusiedler See ist bereits offiziell eröffnet worden, ebenso am Lunzer See. In Kärnten wurden der Weissensee, der Silbersee und der Lendkanal, der zum Wörthersee führt, freigegeben, in Salzburg der Leopoldskroner Weiher. In der Steiermark lädt der Teichalmsee bei Kapfenberg zum Eislaufen, in Tirol der Reintaler See. Die Behörden warnen aber vor den Gefahren auf Natureisflächen und raten zur Vorsicht. In Wien wird sogar davon abgeraten, auf Gewässern eiszulaufen.

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