Die Innung schickte Detektive auf Testfahrten, die mehrere Verfehlungen aufdeckten. Unter anderem verweigerte Beförderungen und das Fahren von großen Umwegen. Bisher führten die Tester rund 450 Fahrten durch.
Wien. Bekommen Wiens Taxis bald ein einheitliches Design? Geht es nach Christian Gerzabek, dem Fachgruppenobmann der Wiener Taxiinnung, sollen Taxis in der Bundeshauptstadt bald international ein Markenzeichen sein. Er wünscht sich ein Erscheinungsbild mit hohem Wiedererkennungswert. Wie das genau aussehen kann, darüber ist sich Gerzabek aber noch nicht im Klaren. „Es soll keine Einheitsfarbe sein, eher ein einzigartiges Design.“ Vorstellbar sei etwa ein spezielles Schachbrettmuster, sagt der Innungsobmann zur „Presse“.
Keine Uniform für Taxler
In Deutschland mussten Taxis jahrzehntelang eine klar definierte Farbe haben („Hell-Elfenbein“). Mittlerweile ist das in einigen Bundesländern nicht mehr Vorschrift – darüber regt sich aber auch Kritik: Die Farbe sei mittlerweile zu einem Markenzeichen geworden, meinen etwa deutsche Taxilenker.
Einer Uniform für Taxifahrer kann Gerzabek hingegen nichts abgewinnen. „Eine Art Gewerbeuniform kann ich mir sicher nicht vorstellen“, meint der Innungsobmann. Maximal könne es Firmenuniformen geben, aber auch dazu bemerke er keine Bereitschaft.
Die Gedanken über Design und Image werden gewälzt, weil Wiens Taxifahrer in einem internationalen Test vergangenen Herbst schlecht abgeschnitten haben. Beanstandet wurde unter anderem, dass viele Lenker kaum Englisch sprechen. Gerzabek hält das für überbewertet: „In Wien wird nun einmal deutsch gesprochen.“ Und außerdem: „To the Airport, please“, verstehe jeder Wiener Taxilenker. Sollte es wirklich notwendig sein, einen Taxifahrer mit speziellen Sprachkenntnissen zu finden, werde das gelingen. „Mit einem Anruf in einer Taxizentrale und einer kurzen Vorlaufzeit wird es kein Problem sein, einen Lenker ausfindig zu machen, der mit dem Fahrgast in dessen Sprache kommunizieren kann.“
Als weitere Reaktion auf die schlechten Testergebnisse führte die Innung zuletzt auch „Undercover-Tests“ durch. Zu Beginn des Jahres wurden Detektive engagiert, die – nach einer kurzen Einschulung – getarnt als Fahrgäste die Fahrten bewerteten. Jetzt liegt ein erstes Ergebnis vor: Bisher führten die Tester rund 450 Fahrten durch, 300 sind bereits ausgewertet. Bei einem Drittel davon gab es Probleme.
Dazu gehört unter anderem die Weigerung, einen Auftrag anzunehmen, weil dem Lenker die Fahrtstrecke zu kurz erscheint. Zehn solcher Fälle haben die Taxidetektive dokumentiert. Nun müssen diese Lenker Stellungnahmen abgeben, warum sie den Auftrag nicht angenommen haben. Bei schweren Verstößen stehen ihnen sogar Anzeigen ins Haus.
Aus Sicht der Taxiinnung ebenfalls nicht in Ordnung sind Umwege, die Fahrer nehmen, um einen höheren Fahrpreis zu erzielen. Auch das wurde von den Detektiven in einigen Fällen beanstandet.
Darüber hinaus notierten die Tester aber auch technische Mängel an Fahrzeugen sowie eine verlotterte oder schlecht gepflegte Inneneinrichtung wie zum Beispiel zerrissene Sitze. Diese Mängel waren wiederum der Grund, warum sieben Pkw umgehend aus dem Verkehr gezogen wurden. Weitere Verstöße betrafen nicht angebrachte oder für den Kunden nur sehr schlecht lesbare Unternehmensschilder, kaum entzifferbare Rechnungsbelege sowie zu laute Musik im Inneren des Fahrzeugs.
Provokantes Auftreten
„Ich bin mit dem bisherigen Ergebnis zufrieden, es ist besser ausgefallen als erwartet“, sagt Gerzabek. Zwar wolle man die aufgezeigten Verfehlungen nicht beschönigen, aber „der Großteil der überprüften Fahrten war in Ordnung“. Die Detektive seien dabei „bewusst sehr provokant aufgetreten“ und hätten sich auch als nichtdeutschsprachige Gäste und Behinderte ausgegeben.
Auf einen Blick
Taxitests. Als Fahrgäste getarnte Detektive haben in den vergangenen Wochen 450 Fahrten überprüft. Von den 300 bisher ausgewerteten waren 100 mangelhaft. Innungschef Gerzabek meint, dieses Ergebnis sei besser
als erwartet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2012)