Grüne wollen Krypta am Burgtor vorübergehend schließen

dapd
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Die Streichung einzelner SS-Kriegsverbrecher greife zu kurz. Die IKG indes begrüßt Verteidigungsminister Darabos' Auftrag für ein neues Gedenkkonzept.

Die Grünen üben nach wie vor heftige Kritik an der Krypta am Wiener Burgtor. Sie fordern eine Schließung bis zur Neugestaltung. Dass Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) am Sonntag den SS-Kriegsverbrecher Josef Vallaster aus einem der dort aufliegenden Totenbücher gestrichen hat, ist dem Grünen Abgeordneten Harald Walser zu wenig. Die gegenwärtige Gedenksituation am Äußeren Burgtor sei "eine Zumutung", sagte er am Montag.

Darabos mutiere zum "vergangenheitspolitischen Selbstverteidigungsminister" und reagiere immer nur auf Zurufe der Grünen, so Walser. Die Streichung des Namens sei "bitte eine Selbstverständlichkeit". Die Regierung, insbesondere Darabos, sei durch "Untätigkeit" in den vergangenen Monaten mitschuldig geworden, dass der Heldenplatz eine Art "Spielplatz für die Ewiggestrigen" geworden sei. Symbolisch sperrte Walser am Montag mit einem Absperrband die Krypta.

Streichung löst das Problem nicht

Einzelne Kriegsverbrecher aus den Totenbüchern zu streichen, greife zu kurz, sagte Walser. Notwendig sei vielmehr ein Gedenken an jene, die für ein freies und demokratisches Österreich gekämpft haben. Dementsprechend brauche es eine komplette Neugestaltung unter Einbeziehung internationaler Experten.

Auch der außerordentliche Universitätsprofessor Walter Manoschek vom Institut für Staatswissenschaft der Uni Wien übt Kritik. Namen zu streichen sei "gut gemeint", gehe aber am Kern des Problems völlig vorbei, so Manoschek. Bei einem offiziellen Denkmal an Helden habe ein Gedenken an Wehrmachts- und SS-Angehörige keinen Platz.

IKG mit Darabos zufrieden

Darabos hatte angekündigt, dass Krypta und Weiheraum bis zum Nationalfeiertag am 26. Oktober Stätten des "würdigen Totengedenkens" an die Weltkriegs-Gefallenen werden, ohne Referenzen an Kriegsverbrecher und das Nazi-Regime. Die Grünen finden, dass vier Monate zur Überarbeitung der Gedenkstätte zu wenig sind.

Die Israelitische Kultusgemeinde begrüßte indes die "rasche Reaktion" von Darabos auf die Aktivitäten eines breiten Bündnisses aus Zivilgesellschaft, Religionsgemeinschaften und Politik, in denen eine Umgestaltung der Krypta gefordert werde. Die Streichung des SS-Kriegsverbrechers Josef Vallaster und der Auftrag zur Erarbeitung eines neuen Gedenkkonzeptes seien "begrüßenswerte Zeichen, dass die Republik sich ihrer Geschichte in aufrichtiger Weise stellt".

(APA)

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