Filmstandort: Eine Million für Großproduktionen

Mission Impossible �� Rogue Nation Vienna Premiere Weltpremiere Mission Impossible Rouge Nation
Mission Impossible �� Rogue Nation Vienna Premiere Weltpremiere Mission Impossible Rouge Nation(c) imago/Viennareport (imago stock&people)
  • Drucken

Um mehr Stars wie Tom Cruise für Dreharbeiten nach Wien zu locken, soll die Stadt einen eigenen Fonds einrichten, fordert Marijana Stoisits von der Vienna Film Commission.

Wien. Zwar nicht die Haupt-, aber nicht weniger als 20 Minuten lang spielt Wien in „Mission: Impossible – Rogue Nation“ (derzeit im Kino) die vielleicht wichtigste Nebenrolle. Die U2-Station Schottenring ist der erste Schauplatz, gefolgt von der Staatsoper – auch, wenn einige Szenen im Inneren des Gebäudes in einem Studio in London gedreht wurden. Nach der Flucht auf dem Dach der Oper mit ziemlich schönen Bildern von Wien im Hintergrund (bei diesem Dreh gab es vergangenen Sommer besonders viele Schaulustige) und dem für Actionfilme obligatorischen Abseilen folgen einige Minuten Verfolgungsjagd im Auto quer durch die Stadt, ehe die Wien-Episode auf einem Schiff auf dem Donaukanal endet.

Szenen, die Millionen Kinobesucher auf der ganzen Welt gesehen haben. Als Draufgabe feierte der Streifen im Juli auch noch seine Weltpremiere in der Bundeshauptstadt. Hauptdarsteller Tom Cruise gab der internationalen Presse mehrere Tage lang an ausgewählten Orten wie dem Oberen Belvedere Interviews. Das Filmteam ließ während der Dreharbeiten in zehn Tagen mehrere Millionen Euro in Wien. „Der Werbewert für die Stadt liegt bei rund 100 Millionen Euro“, sagt Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der Vienna Film Commission, die Regisseur Christopher McQuarrie von Wien als Kulisse überzeugt hat.

Damit Großproduktionen wie „Mission: Impossible“ und „Die Frau in Gold“ nicht die Ausnahme bleiben, fordert Stoisits von der Stadt einen Fonds, um internationale Filmcrews davon zu überzeugen, in Wien zu drehen. „Der Fonds könnte eine Million Euro pro Jahr zur Verfügung gestellt bekommen, dieses Geld würde mehrfach zurückfließen“, sagt Stoisits. „Ähnlich wie beim Filmstandort Austria könnte Bedingung für eine Förderung beispielsweise sein, dass mindestens das Vierfache von der Summe, die die Stadt beisteuert, in Wien ausgegeben werden muss und heimische Filmschaffende beschäftigt werden müssen.“

Generell wünscht sich Stoisits „mehr Verständnis für Dreharbeiten“ in den einzelnen Bezirken. „In einigen haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, in anderen müssen wir viel Überzeugungsarbeit leisten, um verständlich zu machen, dass die Stadt dabei nur gewinnen kann.“ Bei manchen Bezirksvorstehungen vermisse sie das „wirtschaftliche Denken über die eigenen Bezirksgrenzen hinaus zum Wohl der ganzen Stadt“. Wie rentabel Dreharbeiten für eine Stadt sein können, zeigt das Beispiel von „Knight And Day“ (ebenfalls mit Cruise in der Hauptrolle), der 2010 in Salzburg gedreht wurde. 300.000 Euro machte das Land damals locker, um Mitbewerberorte in der Schweiz und Frankreich auszubooten. Für die Mozartstadt ein Segen. Allein über die Umwegrentabilität – während der zehntägigen Dreharbeiten musste die einige hundert Mann große Crew versorgt werden – flossen zwei Millionen Euro in die Kassen der Hotellerie, Gastronomie und lokalen Filmindustrie.

Langfristiger Tourismuseffekt

Hinzu kommt der langfristige Tourismuseffekt, der erfahrungsgemäß um ein Vielfaches höher einzuschätzen ist. Zur Verdeutlichung: Seit fünf Jahrzehnten besuchen jährlich 300.000Gäste aus aller Welt die Stadt Salzburg – Tausende nehmen an der „Sound of Music“-Tour teil und besichtigen die Drehorte der gleichnamigen Musicalverfilmung aus dem Jahr 1965. Einer Studie zufolge lässt sich jeder zehnte Besucher eines Landes unmittelbar von einem Film beeinflussen, der dort spielt.

„Jeder Dreh bzw. jede Premiere wird international wahrgenommen und spricht sich bei Produzenten herum“, sagt Stoisits. „Das sollte auch vonseiten der Politik erkannt werden, und in das Medium Film sollte stärker investiert werden.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ideen für Wien

Lehrer auf Hausbesuch bei Schülern

Dienst nach Vorschrift ist zu wenig und gefrühstückt wird gemeinsam mit den Eltern: Cordula Heckmann, Direktorin der einst schlimmsten Schule Deutschlands, liefert Ideen für Wien.
Ideen für Wien

Kulturpolitik: In Wien dominiert die Hochkultur

250 Millionen Kulturbudget, davon können viele Weltstädte nur träumen. Das Angebot ist gewaltig, manches fehlt aber auch. Eine Spurensuche.
Ideen für Wien

Kindergarten – und sonst noch?

Die Stadt Wien investiert massiv in den Ausbau der Kinderbetreuung. Flexible Alternativen zum Kindergarten sind aber rar.
Ideen für Wien

Das ewige Vorbild Schweden

Wie die erfolgreiche Familienpolitik in dem skandinavischen Land dazu geführt hat, dass die Geburtenrate steigt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.