Wien: Wie krank sind die Beamten?

Beamte, Wien, Frühpension
Beamte, Wien, Frühpension(c) Bilderbox
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Neue Debatte um Frühpensionierungen von Wiener Beamten. Die Beamten der Stadt gehen drei Jahre früher in Pension als jene im Bund.

Österreich ist Europameister. Zumindest wenn es um Frühpensionen geht, wie am Dienstag eine Studie wieder gezeigt hat. Am Mittwoch sprang die Wiener VP auf dieses Thema auf. Denn die Beamten der Stadt gehen mit 57 Jahren rund drei Jahre früher in Pension als im Bund, die Wiener Frühpensionisten verabschieden sich mit 54 Jahren – was die Stadt-VP regelmäßig kritisiert und einen politischen Treffer landet, während die Stadtregierung von Polemik auf dem Rücken von schwer kranken Mitarbeitern spricht.

Nun präsentierte VP-Gemeinderat Wolfgang Ulm zwei Mitarbeiter der Stadt, die über die Praxis der Frühpensionierungen berichteten. Sie seien von der Gewerkschaft massiv gedrängt worden, in Frühpension zu gehen, erzählten die beiden Männer, die anonym bleiben möchten.

Nach ihrer Weigerung hätte es Mobbing gegeben. Denn die Gewerkschaft habe ihre Jobs bereits an andere, aufsteigende Personen aus der Gewerkschaftsfraktion vergeben, sei ihnen gesagt worden. „Die Gewerkschaft macht mit Frühpensionierungen also Personalpolitik und bringt ihre Leute in Stellung“, kommentierte das Ulm, der sich damit massiven Ärger auch mit schwarzen Gewerkschaftern einhandeln dürfte. Denn die schwarze Gewerkschaft sei nicht hilfreich bzw. nicht besser gewesen als die rote, hatten die Betroffenen erklärt.

Ihnen sei auch signalisiert worden, so ein Betroffener, dass die Gewerkschaft für das „Service“ stehe, Beamten einen frühen Pensionsantritt zu bieten. Das dürfte nicht durch länger arbeitende Mitarbeiter konterkariert werden. Ein Betroffener resignierte und ist in Pension, der andere wehrt sich noch – obwohl seine zuständigen Ärzte bei der Wiener Feuerwehr ein falsches Anforderungsprofil bekommen hätten, mit dem er sofort hätte pensioniert werden müssen, erklärte er.

Gewerkschaftschef Christian Meidlinger ist wegen „der falschen Angriffe“ entsetzt. Die Gewerkschaft dränge niemanden. Es handle sich nachweislich um kranke Mitarbeiter, die ihren Job nicht mehr schaffen: „Und freiwillig geht keiner in Frühpension, weil das weniger Geld bedeutet. Und das will keiner.“

martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2014)

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