Rätselraten um Michael Ludwig

Michael Ludwig
Michael LudwigDie Presse (Clemens Fabry)
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Bleibt er, geht er? Wohnbaustadtrat Ludwig ging jedenfalls sicherheitshalber diese Woche in die Offensive und legte eine Wahlanalyse des Gemeindebaus vor.

Überraschend ist es nicht: Nach der Wahl werden in der SPÖ die Messer gezückt. Vor allem, wenn vor dem Wahlergebnis ein Minus steht und es um die Verteilung von (nun wenigen) Posten geht.

Intern hatte Michael Häupl erklärt: „Alle stehen zur Disposition“, weshalb nun alle aktiv wurden. Jene, die Stadtrat werden möchten, jene, die es bleiben wollen, und jene, die noch eine Rechnung offen haben. Aktuell drehen sich die Gerüchte um Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Wegen des mageren SPÖ-Wahlergebnisses im Gemeindebau, aber auch weil es im Wahlkampf im Ressort Wohnen – zuletzt etwa beim Vergleich der Betriebskosten – zu Problemen kam. Mit Parteimanager Georg Niedermühlbichler würde ein Nachfolger warten, meinen die einen. Dieser zweite prominente SPÖ-Wohnexperte ist mit Ludwig – Stichwort Smart- und Gemeindebauwohnungen – nicht immer einer Meinung. Allerdings: Die SPÖ plant eine Neuausrichtung der Partei, federführend soll Niedermühbichler sein. Allerdings als Parteimanager, meinen die anderen. Man wolle weg vom „In Wien ist alles super“-Mantra, weil das beim Wähler nichts gebracht habe, heißt es.

Ludwig ging jedenfalls sicherheitshalber diese Woche in die Offensive und legte eine Wahlanalyse des Gemeindebaus vor. Sukkus: Die SPÖ habe das Duell gewonnen und liege (knapp) vor der FPÖ. Nachsatz: Nach dem Minus müsse man sich etwas überlegen. Das meint man zwar auch in der Parteizentrale, aber die Richtung ist unterschiedlich. Auf die Aktion Ludwigs reagierte man jedenfalls irritiert, die Analyse von Wahlergebnissen ist normalerweise keine Stadtrat-Angelegenheit. Ein Gerücht stimmt übrigens nicht, nämlich dass Ludwig ein Verbündeter von Werner Faymann sei. Böse ist es aber allemal: Denn dieses Etikett gilt in weiten Teilen der Wiener SPÖ als quasi rufschädigend.

Was für einen Verbleib Ludwigs jedenfalls spricht: Er ist der einzige Vertreter der Flächenbezirke unter den Stadträten. Im Kampf gegen die FPÖ fordern diese nun mehr Posten. Und: Ludwig ist politischer Ziehsohn von Häupls Vertrautem, Landtagspräsident Harry Kopietz. Im roten Universum kein unwichtiges Detail.

E-Mails an:martin.stuhlpfarrer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2015)

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