Der einflussreiche muslimische Religionsgelehrte Scheich Qaradawi bezog auf dem arabischen TV-Sender Al-Jazeera klare Stellung gegen diese Praxis. Er forderte, den schädlichen Brauch zu stoppen.
"Weibliche Genitalbeschneidung ist eine Änderung der Schöpfung Gottes und damit ein von Gott verbotenes Werk des Teufels." Dieses Rechtsgutachten (Fatwa) sei das Resultat eines Treffens zwischen dem einflussreichen muslimischen Religionsgelehrten Scheich Youssef al-Qaradawi und einem Menschenrechtler Anfang März in Katar, hieß es am Freitag in einer Aussendung der Organisation "Target" des deutschen Menschenrechtsaktivisten Rüdiger Nehberg.
"So eindeutig hat Qaradawi bisher noch nie Stellung gegen diese grausame Praxis bezogen," freut sich Nehberg, der nach eigenen Angaben seit Jahren gegen den mehr als 5000 Jahre alten Brauch der weiblichen Genitalverstümmelung kämpft: "Auf ihn (Qaradawi) hören die Völker Afrikas. Er ist der gewichtigste Prediger in der islamischen Welt." Der 82-Jährige Islam-Gelehrte aus Ägypten predigt regelmäßig im arabischen TV-Sender Al-Jazeera.
"Von unermesslichem Wert"
Qaradawi habe ganz klar festgehalten, dass in den Heiligen Schriften des Islam keinerlei Beweise für die Verpflichtung, geschweige denn eine Empfehlung für Weibliche Genitalverstümmelung bestünden, so die Aussendung. "Diese Fatwa ist von unermesslichem Wert für die betroffenen Frauen. Denn noch immer werden nach einer UNO-Schätzung täglich 8000 Mädchen verstümmelt. Qaradawis Wort ist für viele Muslime unerschütterliches Gesetz", so Tarafa Baghajati, Vorstandsmitglied der "Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen" (IMÖ).
In der Fatwa heißt es demnach: "Da die sachliche Untersuchung durch neutrale Experten und Spezialisten, die nicht ihren eigenen Interessen, noch Begehrlichkeiten anderer folgen, bewiesen hat, dass die Weibliche Genitalverstümmelung in ihren vorhandenen Formen dem weiblichen Geschlecht körperliche und seelische Schäden zufügt und das eheliche Leben der Frauen stark beeinträchtigt, muss dieser Brauch gestoppt werden, um diesen Schaden zu vermeiden."
Scheich Qaradawi habe konträre Meinungen anderer Experten damit erklärt, dass diese bisher nicht die Informationen hatten, die heute zur Verfügung stünden. Ein Rechtsgutachten zu ändern, sei aber jederzeit möglich und nötig, wenn sich der Erkenntnisstand ändere. "Hätten die Gelehrten vor uns das erfahren, was wir jetzt wissen, hätten sie ihre Meinung geändert, da sie immer nach der Wahrheit streben", schrieb er.
"Größtes Geschenk des Islans"
Annette Weber, Mitbegründerin von "Target": "Das ist zum Internationalen Frauentag (8. März) das größte je dagewesene Geschenk des Islams an die Mädchen."
(APA/Red.)