Generationswechswel bei Chinas Kommunisten

Xi Jinping (li.) mit dem Chef der Antikorruptionsbehörde
Xi Jinping (li.) mit dem Chef der AntikorruptionsbehördeREUTERS
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Staats- und Parteichef Xi Jinping wechselt fast die Hälfte der Mitglieder des Politbüros aus. Er zieht die Zügel straffer.

Chinas Kommunisten wollen den Kampf gegen Korruption in den eigenen Reihen verschärfen und die Parteidisziplin verbessern. Ein Jahr vor dem geplanten Personalwechsel im engsten Führungszirkel begann das Zentralkomitee am Montag in Peking ein wichtiges Vorbereitungstreffen, das die Weichen für die zweite Amtszeit von Staats- und Parteichef Xi Jinping bis 2022 stellen wird.

Es soll einen Verhaltenskodex für die 88 Millionen Parteimitglieder und eine strengere parteiinterne Aufsicht beschließen. Unter den neuen Bedingungen in China gebe es einige "hervorstechende Probleme" im politischen Leben der Partei, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua eine Quelle. Deswegen sei es notwendig, neue Normen festzulegen.

Kampf gegen Widersacher

Im Zuge der Anti-Korruptions-Kampagne seit 2013 seien bereits mehr als eine Million Parteimitglieder bestraft worden. Kritiker verwiesen aber darauf, dass Xi mit der Kampagne nicht nur gegen korrupte Funktionäre vorgeht, sondern sich auch seiner Widersacher entledigt und einflussreiche Interessengruppen bekämpft.

Das viertägige Treffen hinter verschlossenen Türen im streng abgeriegelten Jingxi-Hotel im Westen Pekings soll für Loyalität sorgen und die Partei hinter Xi scharen. Offenbar mit Blick auf das Tauziehen um die Neubesetzung der Spitzengremien rief die Staatsagentur zur Einheit auf. "Der Erfolg des Landes hängt von der Führung durch die Kommunistische Partei ab", hieß es in einem Xinhua-Kommentar, den staatliche Zeitungen druckten.

Gefolgsleute Xis rücken auf

Nach vier Jahren im Amt will Parteichef Xi den Generationswechsel nutzen, um weitere Gefolgsleute in Spitzenpositionen zu bringen und seine Autorität zu stärken. Im Politbüro werden 11 der 25 Posten neu besetzt. Im Ständigen Ausschuss stehen sogar fünf der gegenwärtig sieben Sitze zur Disposition: Außer Xi (63) und Ministerpräsident Li Keqiang (61) dürften alle anderen Mitglieder des mächtigsten Führungsgremiums aus Altersgründen ausgewechselt werden.

Auf Provinzebene sind in den vergangenen sechs Monaten bereits mehr als ein Drittel der Parteisekretäre ausgetauscht worden. Viele von ihnen haben gute Chancen, im nächsten Herbst ins neue Zentralkomitee aufzurücken. Der Personalwechsel dürfte dann auch Aufschluss darüber geben, wen Xi als potenziellen Nachfolger im Blick haben könnte.

Nachfolgefrage

Beobachter rechnen damit, dass ein oder zwei Kandidaten eine herausgehobene Position einnehmen dürften. "Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass Xi die Frage so lange wie möglich offen halten will, um keinen potenziellen Nachfolger zu früh zu stark werden zu lassen", sagte Sebastian Heilmann, Direktor des China-Instituts Merics in Berlin.

Es gibt auch Spekulationen, dass der Parteichef vielleicht sogar nach 2022 im Amt bleiben wolle. "Würde Xi die Regel der zwei Wahlperioden aushebeln, könnte das zu erheblichen Spannungen innerhalb der politischen Elite Chinas führen, da die innerparteilichen Regeln ja gerade eine persönliche Diktatur verhindern sollen", sagte Heilmann.

Sollte es aber zu einer schweren Wirtschafts- oder Sicherheitskrise kommen, könnte der Parteichef eine solche Ausnahmesituation dazu nutzen, eine dritte Amtszeit anzustreben, glaubt der Merics-Direktor.

(APA/DPA)

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