Als sechster US-Bundesstaat lässt New York eine Hochzeit unter Homosexuellen zu. Kardinal Timothy Dolan verurteilte das Ja als "unmoralisch".
Newyork. Manhattans Straßenschluchten waren in ein Meer von Regenbogenfahnen getaucht, der Asphalt der Fifth Avenue vibrierte, Hunderttausende tanzten und paradierten ausgelassen durchs West Village. Beim „Gay Pride March“ anlässlich der Unruhen im „Stonewall Inn“ in New York im Juni 1969 – Geburtsstunde des „Christopher Street Day“ – hatte die Homosexuellen-Community allen Grund zum Jubel: Sie feierte die Zulassung der Homosexuellen-Ehe im Bundesstaat New York – und den demokratischen Gouverneur Andrew Cuomo als ihren neuen Helden.
In einer Marathonsitzung hatte der Senat Freitagnacht mit den Stimmen der Demokraten und vier Überläufern der republikanischen Mehrheit für eine Hochzeit unter Homosexuellen votiert – gegen den expliziten Wunsch der katholischen Kirche. New Yorks Kardinal Timothy Dolan verurteilte das Ja als „unmoralisch“ und als „Bedrohung“.
Verlobungswelle
Doch der Katholik Cuomo hat mit großem Geschick eine Koalition der Befürworter geschmiedet – auch auf Intervention seiner Lebensgefährtin. Die Starköchin Sandra Lee hat einen schwulen Bruder. Homosexuellen-Verbände übten vehementen Druck auf die Politik aus. Nach Connecticut, Vermont, New Hampshire, Massachusetts, Iowa – und Washington, D.C. – ist New York der sechste US-Bundesstaat mit liberalem Ehegesetz. Aktivisten hoffen jetzt auf einen Durchbruch im Rest der USA. „Wenn wir es in New York schaffen, können wir es überall schaffen“, zitierte Evan Wolfson eine Frank-Sinatra-Songzeile.
Am Wochenende schwappte eine Verlobungswelle durch New York. Der Broadway- und TV-Serienstar Neal Patrick Harris, mit seinem Partner Vater von Zwillingen, kündigte via Twitter seine Hochzeit an. New Yorks Standesämter stellen sich für den Hochsommer auf einen Rekord von Homo-Hochzeiten ein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2011)
