Nato plant angeblich Eingreiftruppe für Osteuropa

Ukrainian army servicemen around an armoured vehicle are seen through dust raised by passing vehicles near Debaltseve
Ukrainian army servicemen around an armoured vehicle are seen through dust raised by passing vehicles near Debaltseve(c) REUTERS (GLEB GARANICH)
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Als Reaktion auf die russische Ukraine-Politik soll unter britischer Führung eine 10.000 Mann starke Eingreiftruppe entstehen, berichtet die "Financial Times".

Unter britischer Führung soll eine neue Eingreiftruppe in Osteuropa als Reaktion auf die russische Politik im Ukraine-Konflikt entstehen. Das berichtet die "Financial Times" (Samstag). Die Truppe soll rund 10.000 Soldaten umfassen. Neben Großbritannien würden sich daran auch die baltischen Staaten, Norwegen, die Niederlande, Dänemark und eventuell Kanada beteiligen. Die neue Truppe in Divisionsstärke soll dem Bericht zufolge Luft-, See- und Landstreitkräfte umfassen. Die Regierung in London bestätigte entsprechende Pläne zunächst nicht.

Nach Angaben der Nato ist sie nicht identisch mit den Bündnis-Plänen, ihre eigene schnelle Eingreiftruppe beweglicher und schlagkräftiger zu machen. Premierminister David Cameron wolle die Initiative im Umfeld des NATO-Gipfels am 4. und 5. September in Wales bekanntgeben, schreibt die "Financial Times".

Unterdessen driht Moskau aufgrund der stärkeren Einmischung Russlands in der Ostukraine eine neue Runde von Sanktionen. Bei ihrem Sondergipfel in Brüssel wollen die EU-Staats- und Regierungschefs neben der Entscheidung über die Neubesetzung von zwei Topposten auch Beratungen über weitere Sanktionen führen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kündigte "sehr starke" Schritte gegen Russland an. Der finnische Ministerpräsident Alexander Stubb glaubt aber nicht an neue Beschlüsse gegen Russland.

Separatisten lassen ukrainische Soldaten frei

Die prorussischen Separatisten haben in der Ostukraine Dutzende eingekesselte ukrainische Soldaten freigelassen. In Ilowaisk im umkämpften Gebiet Donezk seien die eingeschlossenen Einheiten über spezielle Korridore zu ihren Basislagern zurückgekehrt, teilte der ukrainische Innenminister Arsen Awakow am Samstag in Kiew mit.

Demnach gab es mehrere Stellen, an denen ukrainische Truppen von militanten Aufständischen umzingelt waren. Die Separatisten berichteten von Hunderten betroffenen Soldaten.

Der "Verteidigungsminister" der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk, Wladimir Kononow, betonte, dass nur unbewaffnete Kämpfer die Orte ungehindert verlassen könnten. Weil mehrere Uniformierte versucht hätten, sich mit Panzertechnik und Waffen aus ihrer ausweglosen Lage zu befreien, sei es zu neuen Kämpfen mit Toten und Verletzten gekommen.

Der Kommandant des ukrainischen Bataillons Donbass, Semjon Semjontschenko, sagte, dass viele Soldaten in Gefangenschaft der Separatisten seien. Präsident Petro Poroschenko habe ihn darüber informiert, dass sie ausgetauscht würden gegen russische Soldaten, die in der Stadt Charkow festgehalten würden. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte behauptet, die russischen Militärangehörigen seien versehentlich über die Grenze auf ukrainisches Gebiet gelangt.

Invasion Russlands "schwer zu beweisen"

Nach Ansicht des Militärstrategen Brigadier Walter Feichtinger ist es schwierig, die Präsenz russischer Truppen in der Ostukraine nachzuweisen. Die einzigen die dies könnten, die Beobachter der OSZE vor Ort, hätten nur äußerst geringen Bewegungsspielraum. Zudem fehlten Hoheitsabzeichen auf Uniformen und Kriegsgerät, sagte Feichtinger Freitagabend in der ZiB 2. Das Phänomen sei schon aus den Balkankriegen bekannt, als einzelne Verbände nicht zuzuordnen gewesen seien.

Auffallend ist für Feichtinger, dass nach Erfolgen der ukrainischen Sicherheitskräfte die Separatisten in den letzten Wochen gestärkt worden seien. Eine militärische Lösung des Konflikts könne es nicht geben, zielführend seien nur Sanktionen, die aber Zeit brauchten, bis sie Wirkung zeigten. Feichtinger betonte zugleich, er habe die Hoffnung auf eine friedliche Lösung nicht verloren, die Frage sei aber, wie lange dies dauern werde.

(APA/dpa/Red.)


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