Rumänien: Holocaust-Leugner wird Minister

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Symbolbild(c) EPA (MIHAI BARBU)
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Als Pressesprecher der Sozialdemokratischen Partei musste Dan Sova wegen seiner Ansichten zur Geschichte zurücktreten. Dafür wurde er jetzt in die Regierung geholt. Die jüdische Gemeinde ist entsetzt.

Bukarest. Dan Sovas jüngster Karrieresprung kam unerwartet: Bei einer überraschenden Regierungsumbildung Anfang der Woche wurde der Posten des „Ministers für die Kommunikation mit dem Parlament“ plötzlich vakant. Und da dachte Premier Victor Ponta an seinen Kollegen Sova, der ja bis März Pressesprecher seiner Sozialdemokratischen Partei war. Damals musste Sova zurücktreten, denn seine Behauptungen zur Geschichte schockierten zumindest einen Teil seiner Landsleute.

Während einer TV-Sendung leugnete der Politiker nämlich den Holocaust in Rumänien. „Auf unserem Staatsgebiet musste kein Jude leiden, das haben wir Antonescu zu verdanken“, behauptete Sova mit Bezug auf den faschistischen Marschall, Hitler-Verbündeten und Staatschef Ion Antonescu, der bekanntermaßen für einen Massenmord in eigener Regie verantwortlich war. Für den Pogrom von Iaşi gab Sova der Wehrmacht die Schuld. Daraufhin erstatteten mehrere NGOs Strafanzeige gegen den Sozialdemokraten.

„Nur in Rumänien kann man den Holocaust leugnen und dann zum Minister ernannt werden“, spottet Erwin Simsensohn, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Bukarest. „Alles, was Herr Sova gesagt hat, ist schlicht falsch. In Iaşi wurden keine 24, sondern 14.000 Juden ermordet. Und Täter war nicht die Wehrmacht, sondern Antonescu, den Herr Sova, wie viele andere Rumänen, nach wie vor für einen Helden hält“, erklärt Abraham Giltman, Oberhaupt der jüdischen Gemeinde in Iaşi.

Als Minister für die Kommunikation mit dem Parlament spielt Sova eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der legislativen Agenda. In den vergangenen Wochen war er einer der radikalsten Befürworter der Amtsenthebung von Präsident Traian B?sescu. „Das ist nicht ohne bittere Ironie, denn B?sescu selbst ist voriges Jahr durch die Verharmlosung Antonescus und durch ähnlich ignorante Behauptungen über den Holocaust aufgefallen“, meint der Historiker Lucian Boia von der Uni Bukarest.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2012)

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