Schlüsselfigur des Gaddafi-Regimes in Wien gesichtet

(c) AP (Dario Lopez-Mills)
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Von Libyen gesucht und von Wien laufen gelassen. Der Ex-Agent Ismail galt als rechte Hand von Ex-Geheimdienstchef Abdullah Senoussi und Vertrauter des Diktatorensohnes Saif Gaddafi.

Wien/Cu. Die libyschen Behörden suchen ihn seit Monaten. Denn er galt als Vertrauter des Diktatorensohnes Saif Gaddafi und als rechte Hand von Ex-Geheimdienstchef Abdullah Senoussi. Wiener Beamte staunten deshalb nicht schlecht, als sie Mohammed Ismail Montag im Grand Hotel am Kärntner Ring antrafen. Gestört wurde Ismail nur kurz. Nach Kontrolle seines 2010 ausgestellten libyschen Diplomatenpasses durfte Gaddafis Ex-Agent seiner Wege gehen, Richtung London. Offiziell wollte das Innenministerium weder bestätigen noch dementieren.

Ismail eilt ein Ruf voraus. Laut „New York Times“ war er 2003 in Pläne zur Ermordung des damaligen saudischen Kronprinzen und jetzigen Königs Abdullah verwickelt. Zuletzt geisterte sein Name im Juni durch die Medien. Damals versuchte er angeblich dem in Libyen inhaftierten Saif Gaddafi einen Brief zu schicken. Als Botin fungierte laut libyscher Regierung die australische Anwältin Melinda Taylor. Sie und drei andere Mitarbeiter des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) kamen deshalb mehrere Wochen in Untersuchungshaft. Interessant war die Bedingung, die Tripolis zunächst für Taylors Freilassung stellte: Sie müsse nur preisgeben, wo sich Ismail aufhalte.

Beobachter vermuten, dass Ismail als Zeuge im Fall Saif Gaddafi unter dem Schutz des ICC stehe und deshalb in Wien nicht weiter behelligt wurde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2012)

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