Israel: "USA haben moralisches Recht verwirkt, uns zu stoppen"

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu(c) REUTERS (POOL)
  • Drucken

Israels Premier Netanyahu geht im Atomstreit mit dem Iran auf Distanz zu den USA. Washington sieht den Spielraum für Diplomatie noch nicht ausgereizt.

Israel droht dem Iran immer unverhohlener mit einem Angriff und geht zugleich auf Distanz zur US-Regierung, die mehr Zeit für Diplomatie fordert. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach den USA am Dienstag das moralische Recht ab, den jüdischen Staat am Handeln zu hindern.

Die Regierung in Washington habe sich geweigert, im Atomstreit eine härtere Haltung gegenüber der Islamischen Republik einzunehmen, begründete Netanyahu in Jerusalem die ungewohnt deutlichen Worte. Die schärfere Rhetorik nährt Spekulationen, Israel könnte den Iran vor der US-Präsidentenwahl im November angreifen - in der Hoffnung, dass Obama aus Rücksicht auf die israelische Lobby in den USA kein Veto einlegt.

Netanyahu warnte, sollten die Weltmächte dem Iran keine klaren Grenzen setzen, werde sich sein Land nicht mehr zurückhalten. "Die Welt sagt Israel: 'Wartet, es ist noch Zeit'. Und ich sage, 'warten worauf, warten wie lange'?" Wenn dem Iran keine klaren Grenzen, keine Fristen gesetzt würden, dann arbeite dieser ungehindert weiter daran, die Atomwaffenfähigkeit zu erlangen und dann die Atombombe.

"Rote Linien" im Gespräch


Die USA sehen den Spielraum für Diplomatie aber noch nicht ausgereizt. Außenministerin Hillary Clinton hatte erklärt, die USA setzten in den diplomatischen Bemühungen mit dem Iran keine Fristen. Nach Netanyahus Angaben sprechen Israel und die USA derzeit über "rote Linien", die der Iran nicht überschreiten dürfe. Beide Verbündeten sind sich jedoch offenbar uneins darüber, ob die Voraussetzungen für einen Militärschlag offen genannt werden sollten. Einen Alleingang lehnen die meisten Israelis aber ab. In Umfragen spricht sich eine Mehrheit gegen einen Waffengang ohne US-Unterstützung aus.

Dem Iran wird vom Westen vorgeworfen, heimlich an Atomwaffen zu arbeiten. Israel sieht durch das Programm seine Existenz bedroht. Die Regierung in Teheran weist die Vorwürfe zurück und beharrt auf dem Recht des Landes, die Atomkraft zu friedlichen Zwecken zu nutzen.

(APA/Reuters )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.