"Filmemacher hat uns getäuscht"

MohammedVideo Raetsel Identitaet Regisseur
MohammedVideo Raetsel Identitaet Regisseur(c) AP (Nasser Nasser)
  • Drucken

Die Filmcrew von "Innocence of Muslims" wirft dem Regisseur vor, er habe die Dialoge nachträglich geändert. Um die Identität des Mannes ranken sich Spekulationen.

Die gewalttätigen Proteste gegen den Film "Innocence of Muslims" ("Unschuld der Muslime") weiten sich auf immer mehr arabische Staaten aus. Nun meldeten sich erstmals Schauspieler und die Filmcrew zu Wort. Die rund 80 Männer und Frauen, die an dem Projekt beteiligt waren, werfen dem Regisseur vor, sie "in die Irre geführt" und "grob getäuscht" zu haben. Das berichtete der Fernsehsender "CNN" am Donnerstag.

"Die gesamte Besetzung und die Filmcrew sind äußerst aufgebracht und fühlen sich vom Produzenten ausgenutzt", teilten sie "CNN" in einem Schreiben mit. "Wir sind schockiert darüber, wie drastisch das Drehbuch umgeschrieben wurde, und über die Lügen, die allen Beteiligten erzählt wurden." Angesichts der jüngsten "Tragödien" verspüre die Belegschaft eine tiefe Trauer.

In dem Film bzw. einem 14-minütigen Zusammenschnitt davon, der auf dem Videoportal Youtube online gestellt wurde, wird der muslimische Prophet Mohammed als Frauenheld, Kinderschänder und Mörder verunglimpft. Aus Wut darüber haben militante Islamisten am Dienstag die US-Botschaft in Kairo gestürmt. Bei einem Angriff auf das US-Konsulat im ostlibyschen Bengasi wurden der Botschafter und drei US-Mitarbeiter getötet.

Kein Mohammed im Original-Drehbuch

Nach den Angaben von "CNN" lautete der ursprüngliche Titel des Films "Desert Warrior" (Wüstenkrieger), und sollte ein "historischer Abenteuerfilm in der arabischen Wüste" werden. Eine von dem Sender zitierte Schauspielerin sagte zudem, dass Mohammed im Originaldrehbuch gar nicht vorgekommen sei. Der Charakter, der später zu Mohammed wurde, habe während der Dreharbeiten "George" geheißen. Die Dialoge von ihr und ihren Kollegen seien außerdem im Nachhinein geändert worden.

"Es macht mich krank, wenn ich mir vorstelle, dass ich an einem Film beteiligt war, der jemanden das Leben gekostet hat", sagte die Schauspielerin. Sie habe erst am Mittwoch mit dem Produzenten gesprochen: "Er sagte mir, er habe das Drehbuch geschrieben, weil er die Muslime vom Töten abhalten wolle."

"Sam Bacile" oder"Nicola Bacily"?

Der Filmemacher hatte sich am Mittwoch in einem Telefoninterview mit dem "Wall Street Journal" als "Sam Bacile" gemeldet. Er sei Immobilienmakler, der sowohl die amerikanische wie auch die israelische Staatsbürgerschaft besitze. Allerdings scheint dies nicht seine richtige Identität zu sein. Israel dementiert jedenfalls heftig: "Dieser Film hat nichts mit Israel zu tun. Zu den Leuten, die ihn hergestellt haben, gehören weder Israelis noch Juden", sagte ein Sprecher des Außenministeriums der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. "Der Inhalt des Films ist unter aller Kritik. Der Film ist abscheulich." Anderen Berichten zufolge gibt es auch auch für die Immobiliengeschäfte keine Belege.

Journalisten der Associated Press gelangten über Baciles Telefonnummer zu einem koptischen Christen aus Ägypten namens Nakoula Basseley Nakoula. Dieser gab an, der Manager der Produktionsfirma des Streifens gewesen zu sein, bestritt aber, dass er Bacile sei. Der unter anderem wegen Betrugs vorbestrafte Nakoula hatte laut Gerichtsunterlagen schon mehrere Alias-Namen benutzt, darunter "Nicola Bacily".

In die Kontroverse hatte sich am Mittwoch auch Pastor Terry Jones aus Florida eingeschaltet, der 2011 mit der Verbrennung des Korans blutige Proteste in der islamischen Welt ausgelöst hatte. Jones erklärte, den Film in seiner Kirche zeigen zu wollen. Der US-Generalstabschef Martin Dempsey warnte vor möglichen Gefahren für US-Soldaten, die in muslimischen Staaten stationiert sind. Laut seinem Sprecher bat er Jones in einem Telefonat, sich von dem Film zu distanzieren.

(Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.