Außenministerin Hillary Clinton würdigte den verstorbenen US-Botschafter Stevens.
Im Hangar der Air Force Base Andrews zollten der Präsident und die Außenministerin vier „amerikanischen Helden und Patrioten“ ihren Tribut. Barack Obama und Hillary Clinton nahmen vor vier in Sternenbanner drapierten Särgen Abschied von den bei dem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi ums Leben gekommenen Mitarbeitern des Außenministeriums.
Hillary Clinton würdigte jeden Einzelnen von ihnen: den Informatikspezialisten Sean Smith, die beiden Leibwächter Glen Doherty und Tyrone Woods, zwei frühere Navy-Seal-Soldaten, insbesondere aber Botschafter Christopher Stevens. Der 52-Jährige mit dem breiten Lächeln und dem Flair der „kalifornischen Coolness“, so Clinton, bleibt indessen auch dem republikanischen Senator John McCain lebhaft in Erinnerung. Bei dessen Besuch in Libyen hatte er ihm den „besten Cappuccino“ von Tripolis zubereitet.
Stevens zeigte sich damals vorsichtig optimistisch. „Die Atmosphäre hat sich zum Besseren verändert. Die Leute lächeln mehr. Amerikaner, Franzosen und Briten genießen eine ungewöhnliche Popularität. Hoffen wir, dass das anhält“, schrieb er in einem E-Mail. Er selbst war im April 2011 an Bord eines Frachtschiffs ins Land gekommen und bezog in Bengasi Quartier in jener Villa, in der er knapp eineinhalb Jahre später den Tod fand.
Viereinhalb Stunden – von 22 bis 2.30 Uhr – wurde in der Nacht auf Mittwoch um die Residenz gekämpft. US-Wachmänner und libysche Sicherheitskräfte versuchten mehrmals, das Gelände zurückzuerobern. Zu Beginn der Attacke hatte sich Stevens, der in der allgemeinen Panik von seinen Leibwächtern getrennt wurde, hinter einem eisernen Tor in einem Raum verschanzt, den er sicher wähnte – und in dem er erstickte.
Stunden nach dem Angriff schlugen libysche Zivilisten das Fenster ein und zerrten den Botschafter, unkenntlich von Ruß bedeckt, ins Spital. Eine Dreiviertelstunde mühte sich ein Arzt vergeblich mit Wiederbelebungsversuchen, Stevens starb letztlich an einer Rauchgasvergiftung. Vor seinem Leichnam schwor Clinton: „Wir werden die Tränen wegwischen, unser Rückgrat straffen und der Zukunft unerschrocken entgegengehen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2012)