Nordkorea soll Reformen in der Landwirtschaft planen

Parlament in Nordkorea zu Reformdebatte zusammengekommen
Parlament in Nordkorea zu Reformdebatte zusammengekommenAP
  • Drucken

Ein Experte der Universität Wien berichtet von "Aufbruchstimmung". Nordkoreas Parlament ging am Dienstag ohne wichtige Beschlüsse auseinander.

Eine seltene Sitzung von Nordkoreas Parlament ist am Dienstag ohne Bekanntgabe bedeutender Entscheidungen zu Ende gegangen. Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete lediglich einen Beschluss zur Verlängerung der Schulpflicht von elf auf zwölf Jahre. Vor der Sitzung des Parlaments, das bereits im April tagte und sonst nur ein Mal im Jahr zusammenkommt, war über einen Beschluss von Wirtschaftsreformen spekuliert worden.

Medienberichten zufolge erwägt Machthaber Kim Jong-un die Einführung von Leistungsanreizen für Arbeiter und Bauern zur Steigerung der Produktivität. Bisher gibt es aber nur Hinweise auf begrenzte Tests mit derartigen Maßnahmen. Südkoreanischen Medien zufolge könnte der nordkoreanische Staat künftig von Kolchosen nur noch 70 Prozent der Getreideernte einfordern, den Rest könnten die Bauern behalten oder verkaufen.

Experte ortet "gewaltige Entwicklung"

Der Nordkorea-Experte Rüdiger Frank von der Universität Wien berichtet von einer "Aufbruchstimmung" im Land.  Frank, der das kommunistische Land im April und September bereist hatte, erzählte am Dienstag im Ö1-"Morgenjournal", dass sich in der Zwischenzeit die wirtschaftlichen Aktivitäten "rechts und links der Straße" vervielfacht hätten. Allein zwischen seinen beiden Aufenthalten im April und im September sei eine "gewaltige Entwicklung" festzustellen.

Warum es gerade jetzt zu Reformen kommen könnte, erklärte Frank so: Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un habe "das Problem, dass er Legitimität braucht, wie jeder anderer Führer auch. Angesichts seines Status wird es für ihn wichtiger sein, als für seine Vorgänger, diese Legitimität aus tatsächlichen Erfolgen zu generieren, dazu gehört die Wirtschaft an erster Stelle". Kim Jong-un hatte die Macht im Dezember 2011 von seinem verstorbenen Vater, Diktator Kim Jong-il, übernommen.

Der Experte denkt, dass Reformen in der Landwirtschaft mit Reformen in der Industrie einhergehen müssen. "Es würde mich überraschen, wenn die Nordkoreaner nur mit Landwirtschaftsreformen beginnen würden, denn das würde die Probleme nicht lösen." Die Mehrheit der Bevölkerung in Nordkorea sei eine Stadtbevölkerung, die in der Industrie arbeite. "Eine wirkliche Reform, wenn sie in der Landwirtschaft stattfindet, müsste unbedingt mit der Industrie flankiert werden." Ansonsten führe das zu Inflation und Problemen.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.