Syrien: Weiter heftige Kämpfe in Aleppo

Aleopps historischer Markt steht nach Kämpfen in Flammen
Aleopps historischer Markt steht nach Kämpfen in FlammenAP
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Rebellen und Regierungstruppen lieferten sich am Wochenende heftige Kämpfe um die syrische Stadt Aleppo. Dabei ist der historische Basar in Brand geraten.

In der syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo haben sich Regierungstruppen und Rebellen auch am Wochenende erbitterte Kämpfe geliefert. Der zum UNESCO-Welterbe zählende historische Basar der Millionenstadt wurde am Samstag durch einen Großbrand verwüstet, zahlreiche Marktstände mit ihren mittelalterlichen Holztüren wurden zerstört. In der Nähe des Basars hatte es zuvor Kämpfe gegeben. Das Regime berichtete unterdessen von einem Massaker mit 17 Toten in der Stadt Homs. Bei einem Selbstmordanschlag in den syrischen Kurdengebieten starben zudem vier Menschen.

Historischer Basar verwüstet

Der jahrhundertealte überdachte Basar liegt in der Altstadt, die von der UN-Organisation für Wissenschaft, Bildung und Kultur (UNESCO) im Jahr 1986 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Auf dem überdachten Markt wurden seit Jahrhunderten Lebensmittel, Stoffe und Gewürze verkauft. Aktivisten berichteten, dass Hunderte Geschäfte unter den mittelalterlichen Arkaden zerstört worden seien. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP bestätigte die Angaben der syrischen Oppositionellen am heutigen Sonntag. UNESCO-Direktor Kishore Rao beklagte die Zerstörung des Basars als "großen Verlust und Tragödie".

Kämpfe um Militärflughafen

Am Sonntag beschossen Regierungstruppen mehrere Stadtteile Aleppos, nachdem es in der Nacht heftige Kämpfe am Militärflughafen al-Nairab gegeben hatte. Mindestens drei Menschen - zwei Zivilisten und ein Aufständischer - seien getötet worden, berichtete Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London. Landesweit seien am Sonntag 36 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen in Damaskus und Umgebung.


Erstmals ereignete sich am Sonntag auch ein Selbstmordanschlag im Kurdengebiet im äußersten Norden Syriens. Bei dem Attentat in der Stadt Kamishli kamen vier Menschen ums Leben, mehrere weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Sana. Der Anschlag habe sich gegen eine Kaserne der Regierungstruppen gerichtet.

Unterdessen erhob das Regime schwere Vorwürfe gegen die Aufständischen. In einem Dorf der syrischen Provinz Homs sollen sie am Sonntag 17 Menschen getötet haben, meldete die Nachrichtenagentur Sana. In einem Internet-Forum von Unterstützern von Präsident Bashar al-Assad hieß es dazu: "Die verbrecherischen Hunde der Muslimbruderschaft haben das Dorf Al-Haidariye im Umland von Al-Kusair und die dortigen Volkskomitees angegriffen". Die sogenannten Volkskomitees sind paramilitärische regimetreue Bürgerwehren. Die Regimegegner schwiegen zunächst zu dem Bericht.

Die anhaltenden Kämpfe in Syrien rufen indes auch die Nachbarländer auf den Plan. Während der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Sonntag neuerlich an Russland, China und Iran appellierte, Assad fallen zu lassen, will der Irak gegen heimliche iranische Waffenlieferungen an das Regime durchgreifen. Der irakische Außenminister Hoshyar Zebari sagte am Wochenende der in London erscheinenden Zeitung "Al-Hayat", iranische Maschinen im irakischen Luftraum mit Ziel Syrien sollten stichprobenartig zur Landung aufgefordert und durchsucht werden. Bagdad kommt damit einer Aufforderung Washingtons nach. Bisher stellte sich der Irak gegen die Forderungen der sunnitischen Golfstaaten, dass Assad zurücktreten muss.

Ließ Syrien türkische Piloten hinrichten?

Der arabische Nachrichtensender Al-Arabiya berichtete, dass zwei abgestürzte türkische Militärpiloten von der syrischen Armee hingerichtet worden seien. Demnach hatten die beiden Piloten den Absturz über dem Mittelmeer überlebt. Sie sollen dann auf Geheiß der russischen Führung von den Syrern getötet worden sein. Der türkische Generalstab hatte nach dem Abschuss der F4-Phantom Ende Juni durch die syrische Luftabwehr erklärt, die Leichen der beiden Männer seien auf dem Meeresgrund gefunden worden.

Bundespräsident Heinz Fischer äußerte sich unterdessen skeptisch zu einer Militärintervention in Syrien. "Natürlich blutet einem das Herz angesichts der vielen Toten. Aber ich halte es für sinnvoller, den UNO-Vermittler zu unterstützen, Verhandlungen zu führen und eventuell weitere Sanktionen einzusetzen", sagte der Bundespräsident der Tageszeitung "Österreich" (Sonntag-Ausgabe). Die Erfahrung zeige nämlich, dass Militärinterventionen die Lage "nicht dauerhaft verbessern" würden. Präsident Bashar al-Assad "wird einsehen müssen, dass es für ihn kein Zurück in die Normalität geben kann. Dafür ist einfach zu viel Blut geflossen."

(APA/Reuters)

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