Kuba gewährt seinen Bürgern Reisefreiheit

Kuba gewaehrt seinen Buergern
Kuba gewaehrt seinen Buergern(c) Felbermayer
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Historische Entscheidung: Ab Mitte Jänner brauchen Kubaner keine staatliche Genehmigung mehr, wenn sie verreisen wollen.

Historische Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Die Kubaner können künftig deutlich einfacher als bisher aus ihrem eigenen Land ausreisen. Sie sollen in Zukunft keine Ausreisegenehmigung und keine Einladung aus dem Ausland mehr benötigen. Diese überraschende Entscheidung teilte die kubanische Regierung am Dienstag mit. Nötig ist für die Ausreise aus Kuba dann nur noch ein Reisepass.

Auch die Dauer möglicher Reisen wird deutlich hinaufgesetzt - von elf Monaten auf 24 Monate. Die im Amtsblatt veröffentlichte Regelung tritt in 90 Tagen in Kraft, also am 14. Jänner 2013, wie das Außenministerium mitteilte.

Bislang mussten Kubaner, die ins Ausland verreisen wollten, sehr lange und finanziell aufwändige Prozeduren bei Behörden hinter sich bringen. Der Druck der Bürokratie war in solchen Fällen sehr hoch. Kritikern des Regimes wurden die Reisegenehmigungen in den meisten Fällen versagt.

"Humankapital" soll geschützt werden

Korrespondenten der BBC berichten, dass im neuen kubanischen Reisegesetz darauf hingewiesen wird, Kubas "Humankapital" zu schützen. "Es werden Maßnahmen beibehalten, um das geistige Kapital, das von der Revolution geschaffen wurde, gegen den Raub der Talente durch die Mächtigen zu schützen", heißt es ohne nähere Angaben in der Mitteilung des Außenministeriums. Für hochqualifizierte Bürger des sozialistischen Inselstaats könnten nach dieser Lesart also weiterhin höhere Ausreisehürden gelten.

Ebenso dürfte sich die Regierung vorbehalten, Ausreisen dennoch zu verweigern. So zum Beispiel indem Ausweisverlängerungen aus "Gründen den öffentlichen Interesses, das von den Behörden festgelegt wird" abgelehnt werden. Besonders streng sind die Regeln bisher etwa für Ärzte und andere hoch qualifizierte Personengruppen, deren dauerhafte Ausreise verhindert werden soll.

Bisher wurden Ausreisende als "Verräter der Revolution" gesehen


In der Vergangenheit wurden Kubaner, die ihr Land verlassen wollten, als Verräter oder Feinde der Revolution angesehen. In den letzten Jahren zeichnete sich jedoch ein Schwenk der kubanischen Regierung ab - aus dem Grund, dass Kuba von den Devisen und dem Wissen profitieren kann, das Reisende wieder mit zurück in ihre Heimat bringen.

Die Verbesserung der Reisefreiheit für die Kubaner steht in einer Reihe mit Lockerungen von Bestimmungen im Bereich der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Präsident Raúl Castro seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2008 eingeführt hat. Bis dahin hatte sein älterer Bruder Fidel Castro das Land regiert.

Unklar ist, ob die Lockerung der Reisevorschriften eine neue Ausreisewelle wie Anfang der 1980er-Jahre auslösen könnte, bei der Hunderttausende Kubaner in die USA auswanderten.

(APA/AFP)

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