Chinas KP verspricht dem Volk Wohlstand

CHINA COMMUNIST PARTY CONGRESS
CHINA COMMUNIST PARTY CONGRESSEPA
  • Drucken

Einkommen und Wirtschaftsleistung sollen bis 2020 verdoppelt werden, sagt der scheidende Parteichef Hu Jintao vor 2000 Delegierten. Der Parteikongress leitet einen Führungswechsel ein.

In China hat am Donnerstag der 18. Parteikongress der Kommunisten begonnen, der einen Generationenwechsel in der KP-Führung einleitet. Der scheidende Staats- und Parteichef Hu Jintao versprach den Chinesen bei der Eröffnung eine Verdoppelung ihrer Einkommen bis 2020. Auch Chinas gesamte Wirtschaftsleistung solle sich bis dahin verdoppeln.

"Wir müssen fortfahren mit unseren aktiven und zugleich vorsichtigen Bemühungen, die Reform der politischen Struktur umzusetzen und die Volksdemokratie auszuweiten.", sagte der Hu. Außerdem geißelte er die Korruption als eine Gefahr für Partei und Staat. Sollte es nicht gelingen, dieses Problem in den Griff zu bekommen, hätte dies fatale Auswirkungen.

Auf dem Parteitag in der Pekinger Großen Halle des Volkes versammelten sich mehr als 2.000 handverlesene Delegierte. In deren Umgebung und auf dem angrenzenden Tiananmen-Platz, auf dem das Militär 1989 die Demokratiebewegung niedergeschlagen hatte, wurde besonders streng auf Sicherheit geachtet. Die Polizei führte einen schreienden Demonstranten ab, als im Morgengrauen die chinesische Flagge gehisst wurde. Bereits im Vorfeld waren Dutzende von Dissidenten weggesperrt oder ausgewiesen worden, damit sie die Veranstaltung nicht stören.

"Beispiellose Möglichkeiten"

In seiner eineinhalbstündigen Rede verteidigte Hu Jintao sein politisches Erbe gegen Kritiker, die mangelnde politische und wirtschaftliche Reformen oder sogar ein "verlorenes Jahrzehnt" in seiner Amtszeit beklagt hatten. China sei in den vergangenen zehn Jahren zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen und habe "neue historische Erfolge" errungen. Das Land stehe "sowohl vor beispiellosen Möglichkeiten für seine Entwicklung als auch bisher unbekannten Risiken und Herausforderungen". Hu Jintao erteilte demokratischen Reformen nach westlichen Vorbildern eine klare Absage: "Wir werden niemals ein westliches politisches System kopieren."

Nach Jahren blinden und häufig verschwenderischen Wachstums rief der Staatschef dazu auf, die Wirtschaftsentwicklung "ausgeglichener, koordinierter und nachhaltiger" zu machen. Als Konsequenz aus der Weltwirtschaftskrise und seinem langsameren Wachstum müsse China die Wende zu einem neuen - weniger auf Export und Investitionen gestützten - Wachstumsmodell beschleunigen. Dafür sollte die heimische Nachfrage angekurbelt werden. Das Potenzial des individuellen Konsums müsse freigesetzt werden.

Kein Statement zu Partei-Skandalen

Auf die Affären um das gestürzte Politbüromitglied Bo Xilai und den ebenfalls wegen Korruption und Amtsmissbrauchs entlassenen Eisenbahnminister Liu Zhijun ging Parteichef Hu in seiner Rede nicht konkret ein.

Der tiefe Fall Bos hatte die KP erschüttert. Er wurde aus der Partei ausgeschlossen und verlor seinen Parlamentssitz. Ihm werden die Verwicklung in den Mord an einem britischen Geschäftsmann und Korruption vorgeworfen. Pikanterweise wurde er kurz vor dem Aufstieg in den Ständigen Ausschuss des Politbüros gestürzt. Ferner hatte jüngst die Familie des Ministerpräsidenten Wen Jiabao einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach sie heimlich ein Milliardenvermögen anhäufte.

Auf dem Parteitag soll der Machtzirkel des Landes neu bestimmt werden. Zehn Kandidaten bewerben sich um die sieben Sitze im Ständigen Ausschuss des Politbüros. Vizepräsident Xi Jinping gilt als sicherer Nachfolger des scheidenden Parteichefs Hu und neuer starker Mann der Volksrepublik. Er steht im Ruf, ein vorsichtiger Reformer zu sein. Der stellvertretende Ministerpräsident Li Keqiang könnte die künftige Nummer zwei im bevölkerungsreichsten Land der Welt werden. Der 57-Jährige gilt wie Xi als Vertreter einer wirtschaftlichen Öffnung des Landes. Er soll Nachfolger von Ministerpräsident Wen werden. Der Parteitag soll bis zum 14. November dauern.

(APA/Reuters/dpa )

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Wie Chinas KP-Kader dank Staatsfirmen zu Milliardären werden

Die mächtigen Staatskonzerne drängen zunehmend private Betriebe vom Markt. Der Staat stellt über seine verstaatlichten Banken seinen Unternehmen billiges Geld zur Verfügung.
Porträt des Tages

Der "Prinzling": Präsident in spe Xi

Xi Jinping (59) ist mutig: Zum chinesischen Neujahrsfest verschickte er eine Kurznachricht an eine Million Parteimitglieder und wünschte ihnen „alles Gute“.
Porträt des Tages

Der Bauersohn: Künftiger Premier Li

Auf den ersten Blick wirkt Li Keqiang (57) wie einer dieser Technokraten, von denen es in Chinas Führungsriege jede Menge gibt.
Außenpolitik

China: Die größte Organisation der Welt

Auf ihrem 18. Parteitag bestimmt die Kommunistische Partei Chinas derzeit den künftigen Kurs des Landes. Sie selbst muss sich um Nachwuchs keine Sorgen machen. In Scharen wollen Chinesen beitreten.
Leitartikel

Wenn Chinas KP fällt, dann mit einem Knall

Es wäre völlig illusorisch zu glauben, dass sich die Kommunistische Partei Chinas jemals freiwillig öffnen oder gar demokratisieren könnte. Ihr Geschäftsmodell ist die repressive Alleinherrschaft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.