"Außereheliche Affäre": CIA-Chef tritt zurück

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Aussereheliche Affaere CIAChef tritt(c) AP (Luca Bruno)
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"Nachdem ich 37 Jahre verheiratet gewesen bin, habe ich einen schweren Fehler begangen", kommentierte David Petraeus seinen Rücktritt. Sein bisheriger Vize soll ihn ablösen.

Der hoch dekorierte ehemalige US-General David Petraeus ist überraschend als Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA zurückgetreten. Als Grund nannte der 60-Jährige eine außereheliche Affäre. Präsident Barack Obama würdigte in einer Erklärung die langjährigen Verdienste von Petraeus und nahm dessen Rücktritt am Freitag an. Die Affäre um den pensionierten Vier-Sterne-General löste bei Regierung und Opposition Bedauern aus. Zugleich kochten in Washington Spekulationen hoch.

Petraeus hatte erst im September des Vorjahres das Amt des CIA-Chefs von Leon Panetta übernommen, der an die Spitze des Verteidigungsministeriums wechselte. Zuvor kommandierte Petraeus unter anderem die US-Soldaten im Irak und führte die ISAF-Truppen im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan an. Nach seiner Ernennung zum CIA-Chef war gemutmaßt worden, dass Obama mit diesem Schachzug eine mögliche Kandidatur des populären Generals für das gegnerische Lager der Republikaner verhindern wollte.

Als Ministerkandidat gehandelt

Experten werteten das Ausscheiden von Petraeus so kurz nach Obamas Wiederwahl als schweren Schlag für den Präsidenten. Petraeus war auch als Kandidat für ein Ministeramt in der neuen Regierung gehandelt worden. Als kommissarischer Nachfolger bei der CIA wurde Petraeus' bisheriger Stellvertreter Michael Morell benannt.

Der frühere Oberbefehlshaber im Irak und in Afghanistan teilte in einem Schreiben an seine Mitarbeiter mit, er habe um seine Demission gebeten. "Nach über 37 Ehejahren habe ich ein extrem schlechtes Urteilsvermögen gezeigt, indem ich eine außereheliche Beziehung unterhielt", schrieb Petraeus. "Ein solches Verhalten ist nicht zu rechtfertigen, weder als Ehemann noch als der Leiter einer Organisation wie unserer." Innerhalb der CIA gibt es allerdings keinen Verhaltenskodex, der für solch einen Fall einen Rücktritt vorsieht.

Der CIA war im Zusammenhang mit der Ermordung des US-Botschafters in Libyen eine falsche Informationspolitik vorgeworfen worden. Die Geheimdienst-Expertin der Demokraten, Dianne Feinstein, schloss aber politische Hintergründe für Petraeus' Schritt aus. Der Streit um fehlerhafte CIA-Informationen über die Ermordung des US-Botschafters in Benghazi habe damit nichts zu tun, sagte die Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses.

Nach dem Anschlag auf das US-Konsulat in Benghazi hatte die CIA Obama tagelang versichert, die Attacke sei aus einer spontanen Protestaktion erwachsen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich aber um einen geplanten Terroranschlag von islamischen Extremisten am Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001. CIA-Kreise hatten sich damit gerechtfertigt, dass ihre Angaben zum damaligen Zeitpunkt dem Kenntnisstand entsprachen.

Der Anschlag, bei dem der US-Botschafter und drei weitere US-Amerikaner getötet worden waren, war später zum Wahlkampfthema geworden. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney warf Obama Fehleinschätzung und Irreführung vor.

"Sündenbock für Benghazi"

"Die Leute werden sagen, dass er (Petraeus) ein Sündenbock für Benghazi ist. Aber das ist absolut falsch", sagte Feinstein. "Nach allem, was ich weiß, war es ein unerhörter persönlicher Fehltritt." Der Rücktritt sei tragisch für Petraeus als Menschen und für das Land, betonte sie im US-Sender CNN. "Er liebte den Job und hatte große Pläne", so Feinstein.

Petraeus sollte in der kommenden Woche vor einem Kongressausschuss über die Vorkommnisse in Benghazi aussagen. Diese Aufgabe wird nach Medienberichten sein designierter Nachfolger Morell übernehmen. CNN berichtete, die Bundespolizei FBI habe im Fall des Geheimnisträgers Petraeus Ermittlungen wegen eines möglichen Sicherheitsrisikos eingeleitet.

Petraeus hatte im Irak-Krieg die 101. Luftlandedivision nach Bagdad geführt und die US-Truppen im Irak befehligt. Später übernahm er das Oberkommando in Afghanistan. Seine Ernennung zum CIA-Chef im September 2011 wurde auch von den Republikanern unterstützt.

"General David Petraeus wird in einer Reihe mit Amerikas größten Kriegshelden stehen", sagte der Senator und frühere Präsidentschaftskandidat John McCain. Der republikanische Abgeordnete Peter King bezeichnete den 60-Jährigen als einen der herausragendsten und angesehensten Militärführer des Landes.

Bei der Geliebten von Petraeus soll es sich nach Angaben eines Insiders um die rund 20 Jahre jüngere Autorin Paula Broadwell handeln, die eine Biografie über den General geschrieben hat. Broadwell selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Aus Sicherheitskreisen verlautete, dass das FBI vor einigen Monaten auf Hinweise für eine außereheliche Affäre von Petraeus gestoßen sei.

Mit dem Rücktritt des CIA-Chefs wird Obamas Liste vakanter Spitzenpositionen im US-Sicherheitsapparat länger. So hatte Außenministerin Hillary Clinton schon vor der Wahl deutlich gemacht, dass sie keine zweite Amtszeit anstrebt. Der Ehefrau von Ex-Präsident Bill Clinton werden Ambitionen auf eine eigene Präsidentschaftskandidatur in vier Jahren nachgesagt. Zudem wird damit gerechnet, dass Verteidigungsminister Panetta ebenfalls nicht im Amt bleiben will.

(APA/Reuters/dpa/AFP)

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